Viele Bewohner wussten gar nicht, dass Klein- und Groß-Karben noch getrennte Feuerwehren hatten. Zu Jahresbeginn sind sie fusioniert. Das motiviert die Truppe – und stärkt ihre Einsatzfähigkeit.
Karben. „Einsatz für die Feuerwehren …“ beginnt der Disponent der Leitstelle Wetterau in Friedberg seine Alarmierungs-Durchsage. Dann stockt er. Eigentlich müssten nun die Feuerwehren von Groß- und Klein-Karben in seinem Display auftauchen. Doch nun steht dort etwas anderes. “… Karben Mitte“, vervollständigt er den Satz mit hörbarem Zweifel.
Die Feuerwehrleute in Karben können sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Das sind so die kleinen Highlights“, sagt Wehrführer Marco Seemann. Seit Jahresbeginn ist er Chef der neuen Feuerwehr Karben-Mitte. Zu ihr haben sich die Stadtteilfeuerwehren vereint.
Aus Sicht der Bevölkerung sind sie das längst, seit sie in den 1990er-Jahren ins Gerätehaus Am Breul zusammenzogen. „Die Leute denken auch, wir seien eine Berufsfeuerwehr“, sagt Seemann. Doch alle arbeiten ehrenamtlich.
Team ist begeistert
Über Monate hinweg hatte ein gemeinsamer Ausschuss mit dem heutigen Führungspersonal die Fusion vorbereitet. Daraus folgte ein Probebetrieb ab Dezember. Seit 1. Januar, null Uhr, sind die Feuerwehren eins. „Es läuft wunderbar“, ist der Wehrführer zufrieden. „Die Mannschaften haben das total verinnerlicht.“
Doch es ist eine große Umstellung: Bisher waren die Wehren sehr unterschiedlich aufgestellt. Die Klein-Karbener betrieben einen klassischen Löschzug samt Drehleiter. Die Groß-Karbener waren auf technische Hilfeleistungen spezialisiert, samt Gerätewagen mit Spezialgerät für Gefahrgut-Unfälle. „Nun müssen sich alle gegenseitig mit den Abläufen der bisher anderen vertraut machen“, sagt Beisitzer Marco Kittner-Meier. Diese Ausbildung bedeute zwar mehr Arbeit. Aber: „Einige sind jetzt sogar stärker dabei als vorher“, freut sich Wehrführer Seemann. „Hier hat doch jeder Spaß an Technik.“ Mit einem Durchschnittsalter von Mitte 20 sei das Team sehr jung und sehr fit: 24 von 55 Aktiven sind zudem Atemschutz-Geräteträger. Die Qualität der Arbeit werde dank der intensiveren Ausbildung steigen, ist sich Seemann sicher.
Die Fusion der Wehren lief zwar freiwillig – doch hatten Stadtfeuerwehrchef Thomas Bier und Bürgermeister Guido Rahn (CDU) den Mannschaften vorher angekündigt, dass sie um eine Zusammenlegung nicht herumkämen. Der Abbau der doppelten Strukturen soll nicht nur das Tages- und Einsatzgeschäft erleichtern. Auch spart es der Kommune Geld.
Ängste abbauen
So lief die Fusion nicht ohne Stirnrunzeln ab. „Es gab Ängste seitens der Führung, ein paar Leute zu verlieren“, räumt Marco Kittner-Meier ein. Einige Hardliner lehnten die Fusion ab. Seemann & Co. hielten mit Transparenz dagegen. „Der Ausschuss hat einen Weg vorgeschlagen, die Mannschaften haben dem zugestimmt“, sagt der Wehrführer. „Die Leute waren auf Augenhöhe eingebunden.“ Vier Wochen nach der Fusion zeigt sich nun: „Es ist viel positiver gelaufen als gehofft“, sagt Beisitzer Kittner-Meier. (den)