Karben. »Kundenparkplatz – 1 Stunde Höchstparkdauer – Einhaltung der Parkdauer per Videokennzeichenüberwachung.« Diese Worte prangen mit dem Zusatz »fair parken« auf dem kürzlich aufgestellten Schild an den Parkplätzen an der Neuen Mitte. Dazu gesellt sich der Hinweis, dass, wer sein Fahrzeug länger abstellt, mit einer Strafe von 29,90 Euro rechnen muss.
Der Ärger über diese Neuregelung ist in Karben groß. Auch bei Bürgermeister Guido Rahn: »Die Parkzeitbegrenzung auf eine Stunde wurde im Vorfeld nicht mit der Stadt abgestimmt.« Das sei im Grunde auch nicht nötig, da es sich bei dem Areal der Neuen Mitte um privates Gelände handelt. Doch hat gerade die Neue Mitte für die Entwicklung der Stadt Karben eine große Bedeutung. Sie ist das neue Stadtzentrum. Die moderne Stadtbücherei ist im Sommer 2021 in den Komplex eingezogen. Im Sommer hat die Stadt auf der Freifläche ein buntes Kulturprogramm etabliert. Allein schon deshalb habe die Stadt Karben nach dem Bekanntwerden der neuen Parkregelung Kontakt mit der Eigentümerin des Areals, der MLV Property Management GmbH, einer Immobilientochter der Volksbank Mittelhessen, gesucht.
Rahn wünscht
längere Parkzeit
»Wir sind mit der Stadtbücherei einer der größten Mieter«, erklärt Rahn. Er habe versucht, auf die Immobilienfirma einzuwirken, dass es sinnvoller wäre, die Parkzeit auf zwei, besser auf drei Stunden auszudehnen. »Das würde vielen Nutzern die Möglichkeit geben, die Angebote im Eiscafé, beim Optiker, in der Bank, in den Geschäften, bei den Ärzten und in der Bücherei weiterhin zu nutzen und mehr als nur an einen Ort in der Neuen Mitte zu gehen«, argumentiert Rahn. Denn die Neue Mitte sei ja dazu da, sich dort länger aufzuhalten und gleich mit einmal Parken mehrere Erledigungen vorzunehmen.
Rahns Parteifreunde der CDU finden drastischere Worte: »Das ist eine unverschämte Maßnahme ohne jede Not, denn es gab und gibt an dieser Stelle kein gravierendes Parkplatzproblem durch Dauerparker«, schreiben sie auf ihren Social-Media-Accounts.
CDU-Vorsitzender Mario Beck erklärt auf Nachfrage dieser Zeitung: »Eine Beschränkung auf eine Stunde ist viel zu kurz, denn das reicht weder für einen Arzttermin noch fürs Fitness-Studio noch fürs gemütliche Einkehren ins Café.« Sein Vize Sebastian Wollny ergänzt: »Die Zeit reicht erst recht nicht, wenn man mehrere Dinge dieser Art miteinander verbinden will, wofür ja die Neue Mitte stehen soll.«
Das Thema sei kürzlich auch in der CDU-Fraktion sowie im Haupt- und Finanzausschuss angesprochen worden, erklärt Beck. »Es ist ein Unding, dass die Mieter vorher gar nicht gefragt wurden.« Rahn kritisiert die Maßnahme auch im Hinblick darauf, dass der vor knapp fünf Jahren bezogene Gebäudekomplex inzwischen eine gute Frequenz an Kunden anziehe, diese sollten nicht durch die nun verkürzte Parkzeit abgeschreckt werden.
CDU will mit
Kündigung drohen
Die Karbener CDU wird deutlich: Da die Eigentümerin, eine Tochter der Volksbank Mittelhessen, »bisher auch in anderen Themen wie der Platzgestaltung und -nutzung nicht sehr kooperativ agierte«, solle nun die Kündigung des Mietvertrags für die Stadtbücherei angedroht werden. Der Haupt- und Finanzausschuss sei sich darüber überparteilich einig gewesen, auch wenn eine tatsächliche Kündigung nur das letzte Mittel der Wahl bleibe. »Druck auf den Vermieter ist aber offenbar notwendig, damit dieser sich bewegt«, erklärt Beck. Auch er schlägt als Lösung vor, die Parkzeiten großzügig auszudehnen – auf vier oder fünf Stunden, ohne einen Anreiz für Dauerparker zu schaffen.
Die MLV Property Management GmbH, die Tochtergesellschaft der Immobilien-Marketing-Experten der Volksbanken (IMAXX – Gesellschaft für Immobilien-Marketing mbH) hat auf Nachfrage dieser Zeitung nicht reagiert, was sie dazu bewogen hat, die Parkzeit an der Neuen Mitte derart einzuschränken. kai