Karben. Mit einem saftigen „Knack“ senkt Emily (2) ihre scharfen Milchzähnchen in das runde, rote Obst. Mama Kerstin Schmahljohann hat eben für zehn Euro zwei Apfelbäumchen ersteigert. Nein, nicht die ganzen Gewächse, die vor dem Gelände der Okarbener Naturfreunde am Silberwiesenweg schon seit sie denken kann ihr Dasein fristen. Sondern nur die reifen Äpfel, die von den morschen Ästen hängen. „Eigentlich wollte ich ja nur einen, aber die gab’s halt nun mal im Doppelpack, und es sollten schon Speiseäpfel sein“, freut sich die gebürtige Okärberin über ihren Kauf.
Mit ihr haben auch fünf weitere Bieter ein Schnäppchen bei der jährlichen Versteigerung der Äpfel der rund 120 städtischen Bäume am vergangenen Wochenende in Karben gemacht. „Schon seit 1970 versteigert die Stadt im Spätsommer die Früchte“, berichtet Wolfgang Datz vom städtischen Fachdienst Liegenschaften.
„Dieses Jahr ist ein schlechter Jahrgang.“ Aus Erfahrung verspricht er: „Das nächste Jahr wird dann wieder besser. Das war schon immer so.“ Insgesamt sei aber auch das Interesse rückläufig. Dennoch habe die Stadt weitere 400 Bäume neu gepflanzt, „die aber noch nicht tragen“, berichtet Datz.
Mit ihrer „Beute“ zufrieden sind jedenfalls auch Eckhart Böing aus Klein-Karben und sein Roggauer Freund Carsten Jobs, die schon bei der vorhergehenden Versteigerung in Klein- und Groß-Karben dabei waren. Während sie auf diverse, mit Plaketten nummerierte Bäume bieten, stehen Ehefrauen und Kinder schon auf der Leiter und füllen fleißig Körbe.
Seit Jahren schon ersteigern sie die Ernte der Bäumchen für insgesamt vier Familien, keltern aus den Früchten eigenen Apfelsaft und Apfelwein. „Nicht nur die Sorten sind unterschiedlich, mal Speierling, mal Schafsnase, sondern jedes Fass schmeckt anders“, schwärmt Böing, der mit einem Ertrag von rund 500 Litern, von etwa zehn bis zwölf Bäumen, wohl zu den privaten Kelterexperten zählt.
Auch Werner Ulrich aus Rendel und Olaf Deller aus Dortelweil bieten fleißig mit. Der Zuschlag erfolgt meist bei zwischen fünf und zehn Euro. Ulrich bietet für den Eigenbedarf, Deller bringt die Früchte, die er ersteigert, plus die aus dem eigenen Garten, zur Verarbeitung zu Bekannten. Datz selbst macht sich aus Apfelsaft oder Äbbelwoi „nix“. (ssp)