Schöneck. Zu seinem Abschiedsgottesdienst waren sie alle am vergangenen Sonntag in die evangelische Kirche gekommen. Pfarrer Detlef Kellmereit hatte es sich nicht nehmen lassen, den Gottesdienst selbst zu halten. Damit ging eine Ära zu Ende: 34 Jahre hatte er in der evangelischen Gemeinde in Kilianstädten gewirkt.
Als der damals Anfang 30-jährige Detlef Kellmereit 1973 seinen Dienst in Kilianstädten antrat, wurde gleichzeitig ein Freund aus Studientagen, Friedhelm Rödiger, in Oberdorfelden als Pfarrer eingeführt. Gemeinsam wirkten und bewirkten sie in acht Jahren Teamarbeit viel. Dann zog es Rödiger in den Norden des Landes. Kellmereit dagegen beendete seinen Dienst dort, wo er ihn vor 34 Jahren begonnen hatte – in Kilianstädten.
Im Bürgertreff hatten die Landfrauen und einige Vereine eine Kaffeetafel für etwa 350 Leute vorbereitet. Sie warteten auf den Pfarrer, um endlich mit den Feierlichkeiten loszulegen. Er hatte den Gottesdienst aber ein wenig überzogen. Bei seiner Lieblingsbeschäftigung war er kaum zu bremsen.
Die vielen Besucher des Gottesdienstes strömten in den Bürgertreff, um sich von ihrem Pfarrer zu verabschieden. Es wurde gesungen, getanzt, Reden gehalten und Abschiedgeschenke verteilt. Auch Rödiger war gekommen und frönte sogleich seiner Leidenschaft für Kanons – die Besucher sangen aus voller Kehle mit.
Viele Redner erzählten kleine Geschichten über die sympathischen Eigenheiten Kellmereits – ob es nun um den Stand ging, den er auf Straßenfesten aufbaute und an dem er seine Schriften verteilte, oder darum, dass er auch schon Mal nachts Zettel in die Briefkästen seiner Gemeinde warf, um so das Wort Gottes an die Bürger zu bringen. Sein starker Glaube habe die Gläubigen mitgezogen und die Zweifler zum Grübeln gebracht – das war allgemeiner Tenor der Abschiedsreden. Dabei hätten seine Frau Hannelore und seine sechs Kinder, wenn er in höheren Sphären schwebte, doch immer wieder für Bodenhaftung gesorgt.
Kellmereit war begeistert von den vielen Reden und Vorführungen. Er habe seine Gemeinde immer als große Familie verstanden – „als Geschwister im Glauben“, betonte er.