Mit wem haben wir Umgang, wen meiden wir? Hinter unseren Antworten stehen oftmals Regeln. Regeln, die durch Erfahrungen, Tradition oder Religion begründet sind. Diese Regeln schaffen Gruppen, Glaubensgemeinschaften oder Kulturen. Doch je verbindlicher solche Regeln gelebt werden, desto mehr setzen sie die einen gefangen und grenzen andere unbarmherzig aus. Sie definieren gute und schlechte Menschen. Solche „Umgangsregeln“ zerschneiden bis heute Familien, Nachbarschaft und Gesellschaft.
In der frühen Christenheit gab es eine einschneidende Erfahrung, die solche Regeln überwand. Die Apostelgeschichte der Bibel berichtet uns in Kapitel 10 von einer Vision, die den Apostel Petrus in seiner Frömmigkeit sehr verstörte. Diese göttliche Vision konfrontierte ihn mit unreinen Essen und belehrt ihn: „Was Gott für rein erklärt hat, das erkläre du nicht für unrein!“
Kurz danach bitten zwei Fremde Petrus, mit ihnen in das Haus eines römischen Hauptmannes zu kommen. Diese Bitte verlangt von Petrus, eine religiöse Regel zu brechen: Er darf das Haus eines Ausländers nicht betreten. Doch die unmittelbar zuvor erfahrene Vision ermutigt ihn zu einem unglaublichen Schritt: Er betritt das Haus dieses Fremden. Es ist nur ein kleiner Schritt, der aber eine große Befreiung von religiösen Gesetzen bedeutet. Der Apostel erfährt eine ausgesprochen herzliche und offene Aufnahme. Den Fremden erklärt er: „Mir hat Gott gezeigt, dass ich keinen Menschen als unrein oder unberührbar betrachten soll. Deshalb bin ich eurer Einladung ohne Widerrede gefolgt.“
Sicherlich musste der Apostel Petrus sich für sein Verhalten später noch rechtfertigen. Doch das Wesensmerkmal des christlichen Glaubens hat sich durchgesetzt: Der Gott, der in Jesus Christus die Welt mit sich versöhnt hat, stiftet auch heute über alle Grenzen hinweg Versöhnung zwischen den Menschen. Die Kraft des christlichen Glaubens zeigt sich gerade darin, dass tradierte, religiös begründete Abgrenzungen überwunden werden. Wer sich durch Jesus mit Gott versöhnt weiß, ist frei, jedem Menschen die Hand zu reichen. Wer aber meint, seine Konfession, Religion oder gar ein christliches Abendland durch starre Regeln retten zu müssen, erklärt Menschen für unrein, die Gott rein gesprochen hat. Es gilt für alle die befreiende Botschaft: „Was Gott für rein erklärt hat, das erkläre du nicht für unrein!“
Herzliche Grüße
Ihr Pastor Clemens Breest
Freie evangelische Gemeinde