Karben. Die Finanzen der Stadt Karben geraten wie überall im Lande unter Spannung. Die Lage sei vor Ort aber noch nicht dramatisch, vermittelte der Kämmerer und Bürgermeister Guido Rahn in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments. Er legte den Etat für 2025 vor, sprach über Schulden, schwindende Einnahmen, steigende Ausgaben – und Neubauten im Stadtgebiet.
Seit 2022 hatte Karben »richtig gute Jahre«, meinte Guido Rahn vor den 33 anwesenden Stadtverordneten im Saal des Bürgerzentrums. Das habe ab 2025 wohl ein Ende. Vor Kurzem habe die Kreisverwaltung von den Karbenern nachträglich eine Million Euro gefordert, weil die Schulumlage für 2024 nicht ausreiche. »Der Kreis wird uns im nächsten Jahr deutlich mehr Geld abnehmen«, prophezeite Rahn. Ungefähr drei Millionen zusätzlich. Am Ende würden von den 60 Millionen Gesamteinnahme der Stadt nur etwa 40 Millionen übrig bleiben. Und wenn das städtische Personal im nächsten Jahr drei Prozent mehr Gehalt bekomme, mache das gleich eine halbe Million an zusätzlichen Kosten aus.
Zugleich komme weniger Geld herein. Das Land Hessen wolle den Karbenern etwa 400 000 Euro weniger zuweisen, sagte Rahn. Ob die Gewerbesteuer zehn Millionen oder nur acht bringt, erfährt der Kämmerer erst im Laufe des Jahres. Rahns Fazit: »Es knirscht überall.«
Defizit beträgt
etwa 900 000 Euro
Aber noch nicht besonders laut. Der Kämmerer sieht ein Defizit von etwa 900 000 Euro – »das ist ärgerlich, aber locker verkraftbar«. Er will 975 000 Euro von Banken leihen. Aktuell hat die Stadt rund 6,7 Millionen Euro Schulden. Es waren früher mehr, in den letzten Jahren sei viel getilgt worden.
Rahn will
Bauland verkaufen
Relativ gut gelaunt ist der Kämmerer auch, weil er durch eine »intelligente Bodenbevorratung« auf großem Grundvermögen sitzt. Die Stadt könne im nächsten Jahr viel Bauland verkaufen. Diese außerordentlichen Erträge machen es laut Rahn möglich, sechs Millionen Euro in diverse Projekte zu stecken. Dazu gehöre der Abschluss der Straßenerneuerung in der Groß-Karbener Ortsdurchfahrt. Er darf 1,37 Millionen Euro kosten. 1,3 Millionen fließen in Bau und Ausstattung von Spiel- und Sportplätzen – beispielsweise in den neuen Okarbener Bike-Park. In die Ausrüstung der Feuerwehren will der Kämmerer 588 000 Euro stecken, in die Ausstattung der Kindertagesstätten 425 000 Euro. Die Verwaltungs-Modernisierung darf eine Viertelmillion kosten. Für neue Bushaltestellen und Fahrradboxen sind 190 000 Euro vorgesehen, für Radwege 150 000 Euro. Nur 10 000 Euro weniger fließen in Maßnahmen zur Nidda-Renaturierung.
Eine Liste des Kommunalen Immobilienmanagements zeigt, wo nächstes Jahr gebaut und saniert wird. So soll im Herbst der Neubau der Kita in Rendel beginnen. Er kostet bis Ende 2026 knapp 3,8 Millionen. Die neue Feuerwehr in Petterweil wird noch einmal 700 000 Euro verschlingen. Für den insgesamt 4,3 Millionen Euro teuren Neubau der Feuerwehr Burg-Gräfenrode fallen im nächsten Jahr die ersten Kosten an. Über dem Stützpunkt sollen einige Wohnungen entstehen. Fünf- bis sechsstellige Summen fließen nächstes Jahr unter anderem in den neuen Eingangsbereich und Technik des Bürgerzentrums und die Sanierung der Gaststätte und des Bürgerhauses in Okarben.
Dass es 2025 noch finanziellen Spielraum gibt, sollten die Fraktionen nach Ansicht Rahns nicht bis ins Letzte ausreizen. Er bat sie, in den nächsten Wochen nicht allzu teure Wünsche für den Etat anzumelden. Die Stadtverordneten beraten und ändern möglicherweise das Zahlenwerk in den nächsten Wochen. Absegnen werden sie es in der öffentlichen Parlamentssitzung am Freitag, 13. Dezember, ab 19 Uhr im Petterweiler Albert-Schäfer-Haus.
Von Klaus Nissen