Karben macht Frühjahrsputz: Die Stadt sowie die Naturschutzverbände Nabu und BUND haben kürzlich am Wochenende alle Bürger zur Müllsammelaktion „Karben räumt auf“ eingeladen.
Karben. Um 9.50 Uhr steht Holger Neurath noch allein auf dem Vorplatz des Peter-Geibel-Brunnens in Klein-Karben. Er wartet auf Mitstreiter. Der 56-Jährige, der in Petterweil lebt, nimmt zum ersten Mal an der Karbener Müll-Sammelaktion teil. Neurath ist Sportkegler im Kegelverein Karben und nach eigenem Bekunden sozial eingestellt. „Wenn Menschen Müll in der Natur entsorgen, dann gehört dies viel härter bestraft und kontrolliert als bisher“, sagt Neurath.
Reifen und Teppiche
Mittlerweile leistet ihm die gleichaltrige Rita Wolf aus Niddatal-Assenheim Gesellschaft. Mit der Stadt Karben verbindet sie die Vereinszugehörigkeit ebenfalls zum Kegelverein. Sie hat einen Rechen, Arbeitshandschuhe, Müllbeutel und Warnwesten mitgebracht. „Aktionen wie diese fördern die Gruppenzugehörigkeit von Vereinen und der Stadt“, sagt sie.
Reinhard Wortmann (CDU), Ortsvorsteher von Klein-Karben, weist darauf hin, dass unabhängig von der Aktion der Peter-Geibel-Brunnen in Klein-Karben im Wechsel von sechs Wochen gereinigt wird. Über das Umweltbewusstsein seiner Zeitgenossen ist er nicht erfreut und nennt exemplarisch einige Umweltsünden, die er beobachtet hat: „Gegenüber des Schützenhauses in Klein-Karben wurden erst kürzlich vier Autoreifen in Büschen abgelagert. Teppiche werden in der Natur abgelegt und Plastikbecher an Kreuzungen und Ampelanlagen aus dem Auto geworfen.“
Marco Widmann (42) aus Groß-Karben möchte seiner Tochter ein gutes Vorbild sein. Außerdem, sagt er, profitiere man als Vereinsmensch von Zuwendungen der Stadt. Dies sei eine gute Gelegenheit, der Stadt etwas zurückzugeben. Kurz nach 10 Uhr säubern die umweltbewussten Bürger eine etwa eine Kilometer lange Strecke in Richtung Gewerbegebiet.
Voll hin, leer zurück
Wortmann schätzt die Zahl der teilnehmenden Gruppen auf etwa 20. Am Freitag sammelten bereits 515 Lehrer, Erzieher, Kinder aus Grundschulen und städtischen Kindertagesstätten achtlos weggeworfenen Müll rund um ihre Einrichtungen ein. Am Samstag beteiligen sich Karbener Vereine, Jagdpächter, Ortsbeiräte, Jugendfeuerwehr und „Feuerläuse“.
In Petterweil ist Helmut Anhäuser am Bolzplatz in der Heitzhöfer Straße allein mit einem Müllsack in der Hand unterwegs. In dessen Innerem verbergen sich leere Wodka- und Whiskyflaschen sowie Plastiktüten. Am Brunnenwäldchen in Petterweil hat er eine große Ladung Abfallrohre aus Kunststoff gefunden und Dachrinnen. Dennoch sagt der 79-Jährige, sei die illegale Müllentsorgung im Vergleich zu den vergangenen Jahren weniger geworden.
Klaus von Treichel beklagt sich über hunderte von Zigarettenkippen zwischen Rendel und der Scharmühle. Christian Becker, stellvertretender Stadtbrandinspektor, war mit der Jugendfeuerwehr Karben und den „Feuerläusen“ von Petterweil unterwegs. „Wir haben Auto-Schilder gefunden“, sagt Becker.
Bürgermeister Guido Rahn (CDU) weist darauf hin, dass die Müllsäcke, die an zwölf Sammelstellen zur Abholung bereitgestellt wurden, erstmals mit einem Aufkleber versehen sind. Sie signalisieren den Bauhof-Mitarbeitern, dass die Säcke tatsächlich aus der Sammelaktion stammen und nicht unberechtigt dazugestellt wurden.