Die Genossenschaft für Bauen und Wohnen Bad Vilbel (GBW) hat sich mit sofortiger Wirkung von ihrem Vorstandsvorsitzenden Thomas Scherzinger getrennt. Scherzinger ist freigestellt. Indes gibt es von fachkundigen Stellen zu den Hintergründen nur wenig zu erfahren.
Bad Vilbel. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) – gleichzeitig Aufsichtsratchef bei der GBW –, betont, dass die Trennung in beiderseitigem Einvernehmen zwischen dem Aufsichtsrat und Scherzinger erfolgt sei. „Thomas Scherzinger wird sich beruflich neu orientieren“, berichtete Stöhr. Die sofortige Freistellung sei deswegen erfolgt, damit sich Scherzinger auf seine neuen Aufgaben vorbereiten könne. Einen weiteren Hintergrund gebe es dazu nicht, ein juristisches Nachspiel sei definitiv nicht zu erwarten.
Scherzinger bekleidete das Amt fünf Jahre lang. Ein Nachfolger für Scherzinger steht noch nicht fest, auch dies spricht für einen weiteren Hintergrund der überraschenden Entscheidung. Bis der Nachfolger für diesen hauptamtlichen Posten gefunden ist, werden die ehrenamtlichen Vorstände Manfred Cleve und Hans-Günther Spitz die Amtsgeschäfte übernehmen, Cleve wird dabei laut Stöhr in den Vordergrund rücken und die Geschäfte kommissarisch führen. Der geschäftsführende Vorstand wird vom Aufsichtsrat bestimmt.
Für die SPD in Bad Vilbel mutet der Vorgang allerdings merkwürdig an. So hatte eine Delegation rund um den Bürgermeisterkandidaten Rainer Fich (SPD) der GBW erst kürzlich einen Besuch abgestattet, um sich über Bestandsrenovierungen, barrierefreie Wohnungen und geplante Neubauten zu informieren. „Das Gespräch verlief in einem außerordentlich freundlichen und informativen Rahmen“, befindet Fich zurückblickend. Umso überraschender sei für ihn deswegen nun diese Personalentscheidung gekommen.
Fich führt an, dass auch der Vorgänger von Scherzinger, Reinhard Schneider, frühzeitig seinen Stuhl im Vorstand habe räumen müssen. Dies sei auch deswegen von öffentlichem Interesse, weil die Stadt rund 27 Prozent der Anteile an der Genossenschaft hält. Ob Fich deswegen nun noch eine Anfrage im Stadtparlament folgen lassen will, hält er sich noch offen.
Die GBW unterhält 671 Wohnungen in Bad Vilbel, die derzeit saniert werden. Doch seit 1998 habe es keine Neubauten gegeben, merkt Fich an. Im Gespräch mit den Besuchern der SPD sei dies mit mangelnden Grundstücksreserven seitens der Stadt begründet worden.
Die GBW blickt auf eine lange Tradition zurück. Am 6. Dezember 1908 wurde sie als Gemeinnützige Baugenossenschaft Bad Vilbel gegründet, um einen Beitrag zur Überwindung der Wohnungsnot zu leisten. Nach anfänglicher Erstellung von Siedlungshäusern trat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Mietwohnungsbau in den Vordergrund. Seit einigen Jahren steht nun die Modernisierung und energetische Aufrüstung des Wohnungsbestands im Fokus. Die Genossenschaft weist eine Bilanzsumme von rund 31 Millionen Euro aus. (kop)