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Projekt mit Chance

Straffällige Jugendliche sollen historisches Jukuz-Gebäude sanieren

Das Jugendkulturzentrum Jukuz wagt ein Experiment: Straffällig gewordene Jugendliche sollen ein Gebäude des Selzerbrunnenhof-Komplexes sanieren.

Karben. Bei diesem Projekt könnten alle Beteiligte Gewinner sein. Zum einen diejenigen, die schuften. 14 junge Leute, 13 bis 21 Jahre alt, sollen zwei Wochen lang das historische Gebäude der einstigen Kegelbahn des Selzerbrunnenhofs Groß-Karben in Stand setzen. Zum anderen sind das Jugendkulturzentrum (Jukuz) und die Stadt die Gewinner. Denn die Sanierung wird äußerst günstig. „Das ist ein Experiment“, sagt Jugendpfleger Tobias Ludig vom Jukuz. Die jungen Leute sind allesamt straffällig. Ein Richter hat jedem soziale Arbeitsstunden verordnet.

Positiv-Erlebnis

„Oft wegen Schwarzfahrens“, erklärt Ilijana Gerhardt von der Jugendgerichtshilfe Wetterau. Oder wegen Diebstahls. Oder wegen Fahrens ohne Führerschein. Auch für die Jugendgerichtshilfe ist das Projekt ein Experiment. „Das Besondere ist: Hier werden die Jugendlichen pädagogisch betreut.“ „Jeder wird als vollwertig angesehen und nicht als Straftäter abgestempelt“, sagt Tobias Ludig.

Vier bis fünf junge Leute sollen während des 14 Tage laufenden Projekts stets vor Ort sein. Ludig holt sich einen befreundeten Zimmermeister aus Frankfurt zur Seite, der bei der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes die jungen Leute fachlich anleiten kann.

Mittags soll gegrillt werden, das Gemeinschaftsgefühl steht im Mittelpunkt. Zusammen ein Ziel zu erreichen und darauf stolz sein zu können, will der Jugendpfleger vermitteln. „Ein positives Erlebnis im legalen Leben schaffen“, sagt Ludig. „Das ist es ja, was jugendlichen Straftätern häufig fehlt.“

Dankbar für die Idee des Jukuz-Teams zu diesem Projekt ist Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU). „Hier wird tolle soziale Arbeit verbunden mit Denkmalschutz.“ So werde Gutes getan, und es spare der Stadt auch noch Geld. Eine ältere Kostenschätzung befürchtete sogar über 200 000 Mark für die denkmalgerechte Vollsanierung des Gebäudes. „Wir kalkulieren nun mit 7000 Euro Materialkosten“, sagt Architektin Petra Holzwarth vom Kommunalen Immobilienmanagement.

40 Meter lang und zwei Meter breit ist das kleine, langgestreckte Gebäude, das sich neben dem Selzerbrunnenhof unter die Bäume duckt. Wann es zum gut 170 Jahre alten Hauptgebäude dazu kam, ist nicht klar. „Erste Erwähnungen haben wir von 1936“, sagt Holzwarth.

Ort für Kinderplanet

Schon lange ist die Kegelbahn außer Betrieb und bleibt es auch. Seit 20 Jahren wird sie als Lager genutzt, sagt Ludig. Ziegel fallen vom Dach, Dach- und Fachwerkbalken sind morsch. Einsturzgefahr droht. „Wir müssen die Kegelbahn absperren, damit sie keine Gefahr für die Kinder ist“, sagt der Jugendpfleger. „Das war unser Hauptantrieb.“ Nach der Sanierung soll das Haus als Spielort beim Kinderplaneten genutzt werden können. Die Abenteuer-AG des Jukuz könnte es gebrauchen, ebenso die Fahrradwerkstatt der Flüchtlingshelfer, sagt Ludig.

Der Jugendpfleger mahnt zudem zur Vorsicht: Der Erfolg des Projektes sei kein Selbstläufer. „Das kann auch in die Hose gehen.“ Die jungen Leute kommen aus Bad Vilbel, Karben, Butzbach, Nidda. Die Anreise zahlt die Jugendgerichtshilfe, betont Gerhardt. (den)