Adliger Besuch war in der evangelischen Martinskirche in Petterweil zu Gast. Der Lions-Club Wetterau hatte Prinz Asfa-Wossen Asserate eingeladen. Der Prinz (66) mit äthiopischen Wurzeln, seit 1981 deutscher Staatsbürger, gab auf charmante Weise einen Einblick in sein literarisches Schaffen.
Karben. Er sei noch nie so stolz gewesen, Mitglied der deutschen Gemeinschaft sein zu dürfen wie in dem Moment, als die Flüchtlinge herzlich willkommen geheißen wurden, sagt Prinz Asfa-Wossen Asserate. Dann nimmt er die rund 100 Zuhörer in der Kirche mit auf einen subjektiven Streifzug durch Deutschland und die Eigenheiten der Deutschen „aus der Sicht eines Zugereisten, der hier Wurzeln geschlagen hat“.
Mit den Spenden des Abends wolle man Flüchtlinge in Karben unterstützen, sagt Horst Schramm, Präsident des Lions-Club Wetterau nach der Begrüßung durch Pfarrer Michael Neugber. So stehe man in Kontakt mit der Arbeiterwohlfahrt, die betreutes Wohnen für Jugendliche in Kloppenheim anbietet, mit dem Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreis und der Kurt-Schumacher-Schule. Beatrix Rinkart, Lehrerin an der Kurt-Schumacher-Schule, gibt Einblicke in ihre Arbeit mit Kindern etwa aus Äthiopien und Eritrea, die zu Beginn ihrer hiesigen Schulzeit keinerlei Deutschkenntnisse haben.
Charme und Ironie
Prinz Asfa-Wossen Asserate – Großneffe des letzten Kaisers von Äthiopien – ist Träger des Jacob-Grimm-Preises Deutsche Sprache für seine Verdienste um die „Anerkennung, Weiterentwicklung und Pflege des Deutschen als Kultursprache“. Er ist Autor mehrerer Bücher, in denen er mit Charme und leichter Ironie den Deutschen einen Spiegel vorhält. Dabei spielen Tugenden eine große Rolle; sie seien Ideale, nach denen es zu streben gelte, sagt Prinz Asfa-Wossen Asserate.
Dass die Deutschen entgegen aller Vorurteile Humor hätten, davon zeugten große deutsche Humoristen wie Wilhelm Busch, Karl Valentin und Loriot. Zudem gebe es in Deutschland regionale Besonderheiten des Humors, etwa den rheinischen, den Berliner oder den sächsischen Humor, die sich oftmals deutlich voneinander unterscheiden würden, skizziert Prinz Asfa-Wossen Asserate.
Festigkeit des Herzens
Zivilcourage sei auch in einer Demokratie unverzichtbar und könne als Vorbild für andere dienen. Um Zivilcourage zeigen zu können, brauche man die „Festigkeit des Herzens“, sagt Prinz Asfa-Wossen Asserate. Abschließend geht er auf die Ursachen für die aktuellen Flüchtlingsströme ein.
Um diese zu bekämpfen, müsse Europa seine Afrika-Politik ändern, meint er. Dabei dürften wirtschaftliche Interessen nicht mehr an vorderster Stelle stehen, vielmehr müssten dann auch Werte und die Einhaltung von Grundstandards wie Rechtsstaatlichkeit eine größere Rolle spielen, mahnt Prinz Asfa-Wossen Asserate deutlich an. (kre)