Die Feuerwehrleute in Karben erhalten neue Uniformen. Nach Jahrzehnten mit dem bisherigen Modell wird dieser Tage die neue Dienstbekleidung an die Mannschaften verteilt. Sie ist aus doppeltem Grund bitter nötig.
Karben. Wenn die Frauen und Männer der Feuerwehr vor der Tür stehen und ihrer Arbeit nachgehen wollen – wen interessiert da, welche Uniform sie tragen? Hauptsache, sie bekommen das Feuer in den Griff, bergen den Baum zügig, schneiden das Auto schnell auf.
Doch ganz egal ist die Uniformfrage nicht. Nicht nur der Sicherheit wegen. Die Feuerwehrleute in Karben arbeiten allesamt ehrenamtlich. Deshalb ist auch die Zufriedenheit der Einsatzkräfte wichtig. In ihren bisherigen Uniformen haben sich viele Feuerwehrleute nicht mehr so richtig wohlgefühlt.
„Die alte Uniform war nicht mehr zeitgemäß“, meint Florian Mungel (21), Feuerwehrmann aus Rendel. „Die hat gehangen wie ein Sack.“ Da nickt Katrin Meisinger (17) zustimmend. Sie ist in Burg-Gräfenrode gerade von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung gewechselt, ist nun Feuerwehrfrau-Anwärterin. „Die neuen Uniformen haben einen viel besseren Schnitt.“
Das Hemd sitzt gut, die Hose liegt im genau richtigen Maß eng an. Der Schnitt lässt nun auch Weiblichkeit zu, verhängt eben nicht mehr jede Körperpartie wie beim Vorgängermodell. Das schätzen alle im Team, Frauen wie Männer. Florian Mungel zupft an den Schulterpartie der neuen Jacke. Passt sie nicht? „Ein bisschen zu eng“, erklärt er. Doch der etwas körperbetontere Schnitt steht auch dem jungen Mann gut.
Gut aussehen
Genau das macht das modernere Aussehen des neuen Modells aus. „Wir haben darauf geachtet“, sagt Christian Becker (29), es gab sogar einen „Trageversuch“. Der Okarbener ist stellvertretender Stadtbrandinspektor, also der Vize-Feuerwehrchef für Karben. „In der neuen Uniform sieht jeder Feuerwehrmann gut aus.“ So werben die Ehrenamtlichen mit dem lässigen Aussehen ihrer Uniformen gleich noch ein bisschen mit um neue Kollegen.
Ein akutes Personalproblem haben die Wehren in den Stadtteilen zwar nicht – weitere Freiwillige aber sind überaus willkommen. Zuletzt hatten sich bereits die Wehren aus Klein- und Groß-Karben zusammengeschlossen, auch um die Einsatzkraft durch einen größeren Personalpool zu verbessern.
Doch noch aus einem weiteren Grund führt Karben die neue Uniform ein: Für die alte war schlicht kein Ersatz mehr lieferbar, die Produktion wurde eingestellt.
Weshalb Bürgermeister Guido Rahn (CDU) entschied: Also wird für die Einsatzabteilungen ein kompletter Satz neue Uniformen bestellt, damit die Truppe weiter einheitlich auftreten kann. „Die Stadt Karben ist sich sehr wohl bewusst“, sagt der Bürgermeister, „dass man heutzutage das ehrenamtliche Engagement der Einsatzkräfte fördern und diese motivieren muss.“
180 neue Uniformen verteilen die Wehrführer dieser Tage an ihre Mannschaften. Rund 35 000 Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Die alte Uniform hatte 30 Jahre lang Dienst getan, erinnert Stadtbrandinspektor Thomas Bier. Sie war aus Schurwolle hergestellt, damals der neueste Schrei und eine Erfindung der Frankfurter Berufsfeuerwehr, besonders gut hitzebeständig.
Peu à peu getauscht
Der Stoff des neuen Models besteht zu 60 Prozent aus Aramid – das ist der feuerfeste Nomex-Stoff – und 40 Prozent aus Viskose, also Kunstseide. Klingt unnatürlich, fühlt sich aber überraschend viel natürlicher an als die alte Kluft.
Die neue Uniform ist der Dienstanzug der Feuerwehrleute, landläufig bekannt als „Ausgehuniform“. Jeder Aktive hat nun eine neue Uniform erhalten und eine der beiden bisherigen bleibt als Ersatz-Dienstanzug zunächst erhalten. Wohl im nächsten oder übernächsten Jahr soll auch diese Ersatzausstattung durch das neue Modell ersetzt werden.
Im Einsatz tragen die Brandschützer üblicherweise eine Einsatzkleidung, im Jargon die „Hupf-Uniform“ – denn sie wird nach der „Herstellungs- und Prüfrichtlinie von Feuerwehrschutzkleidung“, kurz HuPF, hergestellt. Gut erkennbar ist diese weiter geschnittene Uniform an den großen Reflektorstreifen. Die Hupf-Uniform ist noch feuerbeständiger und bei Atemschutzgeräteträgern Standard, erklärt Becker. (den)