Ein Orchester, ein Chor sowie zwei Solisten laden zu zwei Konzerten mit Werken von mehreren Komponisten nach Bad Vilbel und Frankfurt ein. Zum zweiten Mal konzertiert das Bad Vilbeler Kammerorchester (BVKO) mit dem Chor „Zwischentöne“.
Bad Vilbel. Verstärkt werden die Ensembles durch zwei junge, herausragende armenische Solo-Interpreten. Es sind die Sopranistin Ani Yorentz und der Bariton Gurgen Baveyan. Dirigent Klaus Albert Bauer und Chorleiter Herbert Helfrich haben für ihr zweites Projekt ein besonders reizvolles Programm zusammengestellt. Im Mittelpunkt stehen drei Werke zeitgenössischer Komponisten. Es handelt sich um das Requiem von Tigran Mansurian, „Orient & Occident“ von Arvo Pärt und (Dona nobis pacem“ von Peteris Vasks.
„Alle drei sind in ihrem künstlerischen Schaffen religiös inspiriert. Und alle drei Komponisten stammen aus dem postsowjetischen Raum, aus Armenien, Estland und Lettland“, kündigt Klaus Albert Bauer an. Im Programm treffen Worte auf Musik, die reizvolle Klanglandschaft des Orients auf die des Okzidents. „
Nach längerem Suchen fand BVKO-Vorsitzende Anke Blochwitz den Kurhaussaal als Probenraum. In der heißen Phase vor den Konzerten wird auch am Wochenende intensiv geprobt. Dabei herrscht absolute Stille, alle blicken konzentriert auf ihre Notenblätter, den Dirigenten oder Chorleiter. In den Pausen bestimmt munteres Treiben das Geschehen. Da wird erzählt, gelacht und geschlemmt. Das gemeinsame Proben macht allen sichtlich viel Spaß.
Dann klatscht Herbert Helfrich laut und alle begeben sich zu ihren Plätzen. Dirigent Bauer klopft mit seinem Stab kurz auf seinen Notenständer – schlagartig verstummen alle Gespräche.
Requiem für Armenien
Im Mittelpunkt des Konzertes steht das Requiem für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Streichorchester des armenischen Komponisten Tigran Mansurian. „Das Werk ist den Opfern des Völkermordes an den Armeniern gewidmet, der zwischen 1915 und 1917 im Osmanischen Reich verübt wurde und ganz unmittelbar auch die Familie des Komponisten betraf“, informiert Bauer. Die Eltern des Komponisten wanderten in den Libanon aus, wo er 1939 in Beirut geboren wurde.
„Das Gedenken an diesen Genozid fand auch im Frühjahr 2015 bei uns große Beachtung“, erinnert Chorleiter Herbert Helfrich. Heute lebt weniger als ein Drittel der etwa zehn Millionen ethnischen Armenier in der Republik Armenien.
„Im Jahr 2011 in Berlin uraufgeführten Requiem trifft eine mehr als tausend Jahre alte östliche Tradition auf westeuropäische Liturgie. Armenien war das erste Land, in dem zu Anfang des vierten Jahrhunderts das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde“, informiert Dirigent Bauer. Auch das 1997 komponierte Werk „Dona nobis pacem“ für gemischten Chor und Streichorchester des lettischen Komponisten Peteris Vasks ist eine Anrufung Gottes.
Es ist ein gewaltiges musikalisches Gebet, einfach, emotional, tonal und unmittelbar ergreifend in einem. Den beiden großen Chorwerken stehen Stücke für Streichorchester des estnischen Komponisten Arvo Pärt, „Orient & Occident“, und die Ursprungsfassung von Joseph Haydns „Die sieben letzten Worte des Erlösers am Kreuz“ gegenüber. Zu hören sein wird auch ein A-cappella-Stück, das „Kyrie“ von Josef Rheinberger.