Ihr musikalisches Talent half Anita Lasker-Wallfisch in Auschwitz zu überleben. Die heute 90-Jährige wird am Montag, 9. November, 20 Uhr in der Stadtbibliothek aus ihrem Buch „Ihr sollt die Wahrheit erben – Die Cellistin von Auschwitz“ lesen und mit dem Publikum diskutieren. Der Eintritt ist frei.
Bad Vilbel. Als junge Frau überlebte sie Auschwitz und Bergen-Belsen. Vor dem KZ-Arzt Mengele musste sie die Träumereien von Schumann spielen. Nach ihrer Befreiung spielte sie als Mitbegründerin des English Chamber Orchestra in den Konzerthäusern dieser Welt – unter anderem mit Benjamin Britten und Daniel Barenboim.
Anita Lasker-Wallfisch, 1925 in Breslau geboren, war Cellistin im sogenannten Frauenorchester von Auschwitz. Ihr musikalisches Talent half ihr zu überleben. Das Orchester spielte nicht nur vor SS-Leuten. Nach ihrer Befreiung gab Anita Lasker-Wallfisch zu Protokoll: „Als 1944 Tausende von ungarischen Juden in das Lager gebracht wurden und aufgereiht standen, um in die Gaskammern geführt zu werden, mussten wir auch diesen Unglücklichen etwas vorspielen.“
Auch die Cellistin selbst sollte als Jüdin im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet werden. Befreit wurde sie von britischen Truppen in Bergen-Belsen, wohin die Deutschen sie beim Vordringen der russischen Armee auf Auschwitz „verlegt“ hatten. Auch ihre Schwester Renate überlebte die KZ-Haft, die Eltern wurden im Holocaust ermordet.
Anita Lasker-Wallfisch, die in London lebt, hat in ihrem Buch „Ihr sollt die Wahrheit erben“ Zeugnis abgelegt, was in Auschwitz geschah. In einem Nachwort berichtet sie über ihre auf Lesungen gesammelte Erfahrungen mit dem deutschen Publikum. Auch darüber wird sie am 9. November in der Stadtbibliothek am Nidda-Platz berichten. Zu ihrer Lesung laden die Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer, der Fachbereich Kultur der Stadt Bad Vilbel und der Bad Vilbeler Verein für Geschichte und Heimatpflege ein. (hir)