Wer zwei Jahre nicht hier war, der wird sich die Augen reiben: Das soll das Degenfeldsche Schloss sein? Das historische Anwesen in Karben erstrahlt frisch saniert. Nun wird auch die Umgestaltung des Schlosshofs fertig. Groß-Karben hat seine „gudd Stubb’“ wieder.
Karben. Tino Nitsche kniet am Boden, schraubt die Endstücke auf den Einlass der Drainage. Dann verteilt er drumherum den Bessunger Kies, damit die Einlässe plan zur Oberfläche liegen. „Die jungen Bäume muss man noch zwei, drei Jahre wässern“, erklärt Nitsches Kollege Jörg Augustin von der Gartenbaufirma Fichter aus dem thüringischen Magdala. Die Drainage verteilt das Extra-Wasser im Boden rund um den Wurzelballen.
Die Rotdorn-Bäume bringen frisches Grün auf den Hof des Degenfeldschen Schlosses. Dessen Umgestaltung ist beendet. Nichts erinnert mehr an die Asphalt-Einöde, wie sie jahrzehntelang das Ensemble von Schloss und 18-Familien-Haus gegenüber prägte. „Wir haben mehr als 120 Pflanzen gesetzt“, erklärt Architektin Verena Kunad-Riederer.
Neue Leichtigkeit
Als eine der neuen Besitzerinnen hat sie die Umgestaltung geplant und umgesetzt. Die Schlossbesitzer haben allein dafür 300 000 Euro in die Hand genommen. Die frühere Mulde in der Hofmitte wurde ausgeglichen, der Hof 25 Zentimeter höher gelegt. Genutzt wurde dafür unter anderem das Abbruchmaterial des alten Feuerwehrgerätehauses, das seit 1969/70 an der Südseite des Hofseite stand und seit 1997 vom Roten Kreuz genutzt worden war.
Der große Hof ist nun in drei Bereiche gegliedert. Vor dem Schloss ist ein großer, gepflasterter, autofreier Platz entstanden. Ideal also, damit sich Hochzeitsgesellschaften dort versammeln können. Begrenzt von einigen Sitzmöglichkeiten folgt der zentrale Bereich. Dieser mittlere Platz ist von feinem Bessunger Kies bedeckt. „Mein Lieblingsmaterial“, sagt Kunad-Riederer. „Es wirkt so warm.“ Sechs Rotdornbäume begrenzen diesen Teil des Platzes nach Süden und Westen hin. „Die Baumkronen werden am Ende einen Durchmesser von etwa sechs Metern haben.“ Daher sei der Abstand der Bäume so gewählt worden, dass die Kronen künftig aneinander anschließen.
Nichts in der Wirkung ist hier dem Zufall überlassen. „Wir wollten keinen Barockgarten gestalten“, sagt Verena Kunad-Riederer. Symmetrien löst sie auf, haucht dem Ensemble mit den beiden massiven Bauten Leichtigkeit ein. Allerdings nimmt sie Linien, Fluchten und Achsen bewusst auf. Die Breite der beiden Hauptplätze des Hofes orientiert sich zum Beispiel an den Linien des Hauptportal des Schlosses.
Als dritter Teil des Platzes sind die Parkplätze vor dem Mehrfamilienhaus nun gepflastert und mit einer Buchenhecke von einem Fußweg direkt vor dem Gebäude abgetrennt. Zunächst nördlich, dann über den Platz hinüber und südlich ums Mehrfamilienhaus herum führt die Zufahrt zu den zehn neuen Parkplätzen. Diese sind mit Hainbuchenhecken begrenzt. Die Hälfte der Wiese wurde dafür genutzt, ebenso die Hälfte der baufälligen Schuppen abgerissen.
Die andere Hälfte der hölzernen Unterstände hat Kunad-Riederer entrümpeln lassen. Vor den Schuppen soll wie früher eine Wiese entstehen, die die Bewohner nutzen.
Torhaus zum Schluss
Zwei Bereiche sind noch unfertig. So wird der einzige vom Rotkreuz-Haus übriggebliebene Raum zur Werkstatt oder einem Atelier umgebaut. „Mit Gründach“, sagt Verena Kunad-Riederer.
In den nächsten Tagen soll zudem die Sanierung des letztes Teils beginnen: des Torhauses an der Nordseite des Hofs. Eine Wohnung und eine – voraussichtlich nur zu Veranstaltungen geöffnete – Gastronomie sollen darin entstehen. Bis zum Spätsommer will die Architektin alles fertig haben. (den)