Hilfe wird überall gebraucht: Das dachte sich eine junge Pfadfinderin aus Bad Vilbel, die ein privat finanziertes Hilfsprojekt ins Leben rief. Lea Weber (19) fuhr Ende November mit weiteren Helfern in einem VW-Bus nach Griechenland, um dort gestrandeten Flüchtlingen zu helfen. Doch auch an anderen Orten in Europa gibt es viele Flüchtlinge in Not. Dorthin fuhr die junge Bad Vilbelerin nun sogar für ganze drei Wochen. Im Gepäck ein selbst erarbeitetes Zelt-Konzept, Lebensmittel und außerdem mehr als ein Dutzend Helfer.
Bad Vilbel. Mit einer Freundin habe sie vor einiger Zeit zusammen gesessen und über die Flüchtlings-Thematik sowie die Hilfsbereitschaft der Menschen diskutiert, erklärt Lea Weber. „Da mein Studium nicht so viel Zeit verschlingt und ich ein großes Auto zur Verfügung habe, dachte ich, wer, wenn nicht wir?“, beschreibt sie den Entschluss, Flüchtlingen vor Ort zu helfen.
Die Fahrt nach Calais beginnt im Vilbeler Bauzentrum Maeusel. „Bevor wir nach Griechenland aufgebrochen sind, haben wir uns einen Prototypen für ein Zelt ausgedacht, das möglichst einfach, aber auch stabil ist“, erklärt Martin Deppert, ein Freund von Lea Weber aus Weimar.
Einkauf geschenkt
Zusammen sind die beiden nun ins französische Calais gefahren, wo Flüchtlinge auf eine Überfahrt nach England warten. Auf dem Weg dorthin und auch vor Ort treffen sie weitere Helfer, die Lea Webers Aufruf gefolgt sind. Das sei vor allem durch die gute landesweite Vernetzung verschiedener Pfadfindergruppen möglich gewesen. „Wir haben 13 Leute aus Hessen zusammenbekommen, die mit uns in Calais die Zelte aufstellen“, verrät die Bad Vilbelerin vom Stamm „Graue Biber“.
Die Pfadfinder werden beim Einkaufen von Saskia Kelbling aus Kassel unterstützt, eine Freundin, die sich als logistische Hilfskraft angeboten hatte. „Unsere Zelte bestehen vor allem aus Dachlatten und Plastikplanen. Sie sollen möglichst materialsparend und günstig sein, aber natürlich auch stabil“, sagt Martin Deppert. Das Holz für die Gerüste werde aus Platzgründen erst vor Ort gekauft. Das Konzept, das sich die Gruppe überlegt hatte, sei in Griechenland aufgegangen, die selbstgebauten Zelte seien größtenteils unproblematisch gewesen. „Wir hatten in Griechenland Probleme mit Kondenswasser, das sich zwischen den Zelten gebildet hat. Wir hatten sie etwas zu dicht aneinander gebaut“, erinnert sich Deppert.
In einem Zelt könnten 20 Personen unterkommen. Natürlich kommt zur Plastikplane noch eine ausreichende Isolierung hinzu, auch könne man die Zelte gut heizen, entsprechende Mittel seien bereits in Calais vor Ort.
Ihren Einkauf bekommen die drei von Roland Maeusel sogar geschenkt: „Ich finde das super, dass Leute das ehrenamtlich machen. Ich selber war vor kurzem in Calais im Urlaub und habe die Flüchtlingsströme gesehen“, erinnert sich der Inhaber des Baumarkts.
Eine bittere Note
Die Woche in Griechenland ist Lea Weber und Martin Deppert noch gut in Erinnerung: „Dort war riesiges Chaos und nur sehr wenig Infrastruktur. Es gab viele verschiedene Gruppen von Helfern, die haben alle ihr eigenes Ding gemacht“, beschreibt Lea Weber die Situation. „Aber man lernt sich dann einfach kennen. Wir haben mit den Flüchtlingen gemeinsam die Zelte aufgebaut“, so Deppert. Schlechte Erfahrungen haben sie kaum gemacht: „Natürlich wurde es dort manchmal etwas lauter. Aber man musste wirklich keine Angst haben, ich habe in keiner Sekunde eine Gefährdung verspürt“, sagt Lea Weber. Es seien eher die Gespräche über Einzelschicksale gewesen, die der Erfahrung der Helfer eine bittere Note verliehen hätten.
In Calais hoffen Martin Deppert und Lea Weber auf ein koordinierteres Flüchtlingslager. Drei Wochen wollen sie in Frankreich bleiben. „In meiner Familie haben natürlich alle Verständnis und unterstützen mich dabei“, erklärt Lea Weber. Dann geht es los in Richtung französische Grenze.