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Stöhrfeuer

Die Fastnacht ist offiziell eröffnet – Fidele Sandhasen legen los

Seit vielen Jahren setzen die Fidelen Sandhasen mit ihrer Handwerkersitzung närrische Glanzpunkte in der Quellenstadt, stehen für Frohsinn, närrischen Spaß und Witz. Auch in dieser närrischen Kampagne sorgten sie am Samstagabend wieder für ein volles Kurhaus und tolle Stimmung. Einmal mehr bestimmten die Tanzgruppen das Bühnengeschehen.

Bad Vilbel. Die närrische Nacht beginnt pünktlich um 19.11 Uhr mit einem furiosen Aufmarsch der Stallkrawaller, einer noch jungen Formation der Fidelen Sandhasen unter der Leitung von Ralf Zimmermann, die sich der Guggenmusik verschrieben hat. Mit fetzigen Paukenschlägen und Bläsersätzen eröffnet sie den närrischen Reigen, dessen Zügel wieder in den Händen von Sitzungspräsidentin Margot Hilling liegen.

Ihr zur Seite steht der traditionelle Handwerker-Elferrat mit Rita Iacenta, André Reith, Miridon Bitiq, Peter Stamms, Ramona Walter, Annette Schmidt, Marco Gerlach, Thomas Krug und als Neuzugang aus dem Handwerksbetrieb der „Bürger-Meisterei“ Thomas Stöhr. Flankiert wird der närrische Olymp an der Seite von Prinzessin Aleksandra I. (Aleksandra Cancar), die jedoch in diesem Jahr ohne Prinzen das Zepter verwalten muss. Doch erhält sie Unterstützung seitens der Quellenkönigin Michelle I.

Einmal mehr sind es die Tanzgarden, die die Gunst des Publikums erobern und stehenden Applaus einheimsen. Besonders die jüngsten Formationen, die Purzelgarde unter Leitung von Simone Jung, Marie-Luise Möcker und Denise Friedrich, sorgen als Eisballerinas für Furore, so wie auch die Stoppelhopser mit Sabrina Momberger. Doch auch das standesgemäße Gardecorps unter der Leitung von Nathali Schad und Silke Kronur brilliert wieder mit professionellen Tanznummern, wobei diese Formation der Sandhasen mit nur noch sechs Tänzerinnen die Bühne betritt. Aber die Nachwuchsformation, die Bunny-Garde mit Nicole Leistikow, kann ebenso – wie das große Vorbild über die Jahre hinweg – die Herzen des Publikum mit klassischem Gardetanz und präzisen Showeinlagen für sich gewinnen.

Doch lebt die Fastnacht nicht nur vom Tanz. Klassisch schon die Büttenreden vom Sandhas Jürgen Liehr, der auch dieses Mal die große Politik wie deren quellenstädtischen Ableger nicht unkommentiert lässt. So sein Credo auf Kanzlerin Merkel zur aktuellen Situation der Flüchtlinge: „Habt Verständnis, Geduld und Mut zur Not, Menschen ohne Pass, doch wichtiger als Terrorismus, Angst und Hass ist mir der Humor und Spaß – wir schaffen das.“

Anderslautend fällt sein Lamento zur Stadtpolitik aus: Wer noch mal kurz nach Feierabend künftig zum Baden gehen will, der hat mit 30 Euro ein Problem – ganz still – und lacht, „Frequenz und Umsatz werden auch über den Eintrittspreis gemacht.“ Kritische Aufmerksamkeit gibt es ebenfalls in Sachen Gewerbeansiedlung: „Radeberger ging in die Hosen, mit Segmüller hat’s auch nicht ganz geklappt. Und Vilbel ist nicht immer gebettet auf Rosen.“ Auch die neuen Verkehrskreisel bekommen ihr Fett ab: „Bald haben wir in Bad Vilbel mehr Kreisel statt Einwohner.“ Eine Betrachtung, der Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in der Bütt jedoch ganz andere Seiten abgewinnen und Missverständnisse beseitigen kann: „Nur eine Oma schüttelt ihr greises Haupt: ,Den Greisverkehr, den mag ich nicht’, und unfein ist, wer so was tut, ich hab mit Sex nichts mehr am Hut.“ Ein ganz anderes Problem könne sich indessen auftun, fänden die Autofahrer gar nicht mehr aus den Kreiseln heraus. Nicht, weil sie den Ausgang verpassten, sondern weil sie vermehrt um die Kunstwerke herumfahren, um diese im Bildungsstau zu verstehen.

Krachende Lacher auch beim Vortrag der Joggingfanatikerin Nathalie Schad, der im Stadtwald allerlei Wunderliches widerfährt, sowie bei dem Sketch von Karin und Nadine Otto. In ihrem Kinderzimmer-Dialog treffen Legostein und Barbie mit bissigen Zungenschlägen aufeinander.

Bissig ebenfalls die Songs der Fidelios mit Frauen-Power. Ihre witzigen und mitunter polemischen Adaptionen aus der Schlagerwelt sind nur noch in dieser Kampagne zu hören. Die Gruppe wird sich wegen mangelnden Nachwuchses auflösen.

Zum Schluss betritt Brigitte Horinek als Krankenschwester das närrische Podium. Ihre Seitenhiebe treffen das männliche Geschlecht mit all seinen Wehwehchen: „Doch hörst du alle Männer klagen, ihr letztes Stündlein hat geschlagen. Da wird gejammert und geflennt: Ich brauch’ Papier fürs Testament.“ Davon sind die Big-Bobbes-Mama-Wackler mit Evi Armster und Ria Leistikow noch weit entfernt. Die burleske Ballett-Truppe setzt mit dem Tanz „Discofever“ den närrischen Schlussakkord zum großen Finale. „Rund 100 Mitwirkende sind dieses Mal auf der Bühne aktiv“, sagt der Sandhasen-Sprecher Horst Hilling. Und hinter der Bühne und der Programmgestaltung zeichnen Lothar Czech in der Programmleitung verantwortlich, Tim Laucher und Jonas Ascher für die Kulissen. Für den guten Ton sorgt Oliver Dieckert, wie die stimmungsvolle Musik und Playback-Einspielungen von Jochen Palm und Jürgen Ewald beigesteuert werden.