Bad Vilbel. Mit einem offenen Brief an Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) hat der Schulelternbeirat des Georg-Büchner-Gymnasiums Bad Vilbel „ergänzend zum aktuellen Elternprotest 2007“ Probleme „aus unserer Schule“ benannt, „die es unseren Kindern nicht ermöglichen, ihre Fähigkeiten optimal zu entwickeln“.
Aufgelistet werden die Auswirkungen der Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur (G 8) sowie des Programms „Unterrichtsgarantie Plus“ (U-Plus). Dabei kommt das Gremium zu der Auffassung, die den Aussagen der Ministerin diametral widersprechen: „Entgegen Ihren euphorischen Aussagen finden wir G 8 belastend, schlecht vorbereitet und definitiv mangelhaft. Wir lehnen die verkürzte Schulzeit in der vorliegenden Form ab.“ Der Schulelternbeirat hätte es für sinnvoller gehalten, „die Erfahrungen aus einigen Schulen und Bundesländern aufzuarbeiten und für Hessen eine effiziente Strategie für die Einführung von G 8 zu erarbeiten, statt jede Schule mit dem Problem allein zu lassen“.
Die Elternvertretung begründet ihre Auffassung damit, dass sich G 8 für die Familie sowie direkt für die Schüler in vielen Bereichen negativ ausgewirkt hätte. So sei eine Freizeitgestaltung an den Wochenenden in den Familien nicht mehr möglich, da sich alles nur noch um die Schule drehe. „Eltern fühlen sich permanent als Nachhilfelehrer, arbeiten Unterrichtsstoff auf und nach, Eltern melden ihre Kinder vom Religionsunterricht ab, um eine Erleichterung zu erzielen“, wird moniert. „Alle Weiterbildungs-Aktivitäten leiden unter dem permanenten Zeitmangel der G8-Schüler; freiwillige Arbeitsgemeinschaften, Musikinteressen, Sport etc. – Themen die nicht zum Schulstoff gehören, werden nicht mehr wahrgenommen“, wird des Weiteren kritisch angemerkt und allgemein bedauernd geäußert: „Die stärkere Konzentration auf den Schulstoff verhindert die sonstige Persönlichkeitsbildung.“ Bei den Schülern stellen die Elternvertreter eine Reduzierung der sozialen Kontakte fest, auch kämen sie nach dem Schulbesuch aggressiver nach Hause, seien viel anfälliger für Krankheiten und litten vermehrt unter Schul- und Versagensängsten.
Beklagt werden in dem offenen Brief auch zu große Klassen bei gleichzeitig nicht genügend großen Klassenzimmern sowie ein Mangel an Fachlehrern bei insgesamt einer zu knappen Lehrerausstattung. Negativ beurteilt der GBG-Schulelternbeirat auch die „Unterrichtsgarantie Plus“. U-Plus wird lediglich als „eine mangelhafte Verwahrung der Kinder ohne inhaltliches Weiterkommen“ wahrgenommen, weil das Programm keine konkrete Aussage darüber treffe, wann eine Fortsetzung des eigentlichen Unterrichtsfaches erfolgen soll“. Die Unterrichtsgarantie Plus versage an dieser Stelle.
Hinsichtlich des Themas Prävention wird in dem Brief gefragt, warum nicht alle Schulen einen Anspruch auf die Stelle einer Schulsozialarbeiterin oder eines Schulsozialarbeiters habe.
„Zu viele unausgereifte Projekte, zu wenig Unterstützung durch das Kultusministerium“, lautet das Resümee des Elternbeirates. „Als Kultusministerin sind Sie die Lotsin in Hessen in Sachen Bildung. Wir erwarten von Ihnen fundierte Vorbereitung durch das Ministerium, bevor neue Projekte, Erlasse und Gesetze den Schulen verordnet werden“, wird abschließend in dem offenen Brief an Ministerin Wolff angemahnt. (hah)