Nidderau/Schöneck/Niederdorfelden/Bad Vilbel. Den 4. Mai des nächsten Jahres können wir uns rot anstreichen: An diesem Sonntag wird das Stockheimer Lieschen in die Zukunft abfahren. Ab dann soll das neue Betriebskonzept auf der Niddertalbahn zwischen Bad Vilbel und Stockheim über Niederdorfelden, Schöneck, Nidderau und Altenstadt Realität werden. Bedeutet: fast 75 Prozent mehr Verkehr, Bahnen auch wieder am Wochenende und bis spätabends sowie viel mehr von/nach Frankfurt fahrende Züge.
Den Termin kündigten in der vorigen Woche der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die AG Nahverkehr an. In ihr haben sich die Anliegerkommunen der Strecke sowie die Kreise Wetterau und Main-Kinzig zusammengeschlossen. Sie nehmen ab Mai jedes Jahr 4,5 Millionen Euro zusätzlich in die Hand, um das bessere Zugangebot zu finanzieren. „Die Verkehrsleistung soll von derzeit 370 000 auf 630 000 Zugkilometer pro Jahr steigen“, erklärt RMV-Sprecher Peter E. Vollmer.
Was das konkret bedeutet, zeigt der Blick in den künftigen Fahrplan: Fahren derzeit jeden Tag 21 Züge von Bad Vilbel nach Stockheim, von denen sieben bereits im Frankfurter Hauptbahnhof beginnen, werden es künftig 25 sein, von denen 17 schon in Frankfurt starten. 14 Fahrten soll es an Samstagen geben, 13 an Sonntagen. Das bedeutet unter der Woche ein Stundentakt mit Verdichtung zum 30-Minuten-Takt in der Hauptverkehrszeit und für das Wochenende vormittags einen Zwei-Stunden-, nachmittags einen Stundentakt. Mehr Frankfurt-Verbindungen seien wegen fehlender Kapazitäten auf der Main-Weser-Bahn nicht möglich, erklärt Sunke Wetzstein von der Geschäftsstelle der AG Nahverkehr im Nidderauer Rathaus.
Die Deutsche Bahn wird ab Mai dann 20 Jahre lang auf der Strecke im Auftrag des RMV fahren – weiterhin mit diesellokbespannten Doppelstockzügen, berichtet Bahn-Sprecher Helmut Lange. Das ist der Deal, damit das Unternehmen seit 2001 rund 50 Millionen Euro in die Sanierung der Strecke investierte.
Das macht sich in kürzeren Fahrzeiten bemerkbar: Brauchen die Bahnen heute 50 bis 57 Minuten für die 31 Kilometer, werden es künftig nur noch 47 bis 48 Minuten sein. Der künftige Fahrplan liegt inzwischen als Vorschlag der DB Regio dem RMV und in den Rathäusern entlang der Strecke vor. Die Städte und Gemeinden sollen Ende des Monats noch einmal Korrekturwünsche anmelden können. Dass das neue Betriebskonzept nicht schon beim Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt wird, verwundert manchen Fahrgast. FNP-Leser Jörg Portmann aus Gronau etwa staunte nicht schlecht, als er im am Donnerstag veröffentlichten Bahn-Fahrplan, der ab 9. Dezember gilt, keine Veränderungen auf der Niddertalbahn feststellte. „Vor den Baumaßnahmen gab es eine Menge Versprechungen seitens der Bahn und der Politik“, ist er sauer – schließlich hatte die Bahn erst im Oktober die Technik auf der gesamten Strecke während einer elftägigen Sperrung aufwändig erneuert. Insgesamt investierte die Bahn seit 2001 zusammen 50 Millionen Euro ins Lieschen (wir berichteten).
Ähnlich sauer sind die Anrainer-Kommunen. „Wir hätten das gerne schon ab Dezember gehabt“, sagt Sunke Wetzstein aus Nidderau. „Die Bahn hat schon alles Technische erledigt, um den neuen Fahrplan fahren zu können.“ Jedoch legte der RMV sein Veto ein: Er will abwarten, bis alle Bauarbeiten fertig sind, wie Sprecher Vollmer erklärt. In der Tat: Noch einige Wochen lang würden sich die Arbeiten in den Bahnhöfen hinziehen, hatte die Bahn im Oktober zum Ende der Sperrung erläutert. In Niederdorfelden und Altenstadt müssen noch neue Bahnsteige gebaut werden. Dass Fahrgäste und Kommunen mit den Hufen scharren, versteht der RMV aber. „Die Warten ja schon eine ganze Weile“, sagt Vizesprecherin Petra Eckweiler. Den Vertrag über Sanierung und Fahrplan hatten Bahn, RMV und Kommunen schon 1998 unterzeichnet. (den)