Von einer „gewaltigen Chance“ sprechen Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtwerke-Werksleiter und Stadtrat Klaus Minkel (beide CDU) angesichts des möglichen Rathaus-Umzugs nach Dortelweil und erläuterteten weitere Details zu den Plänen.
Bad Vilbel. Der Beschluss will reiflich überlegt sein. Doch trotzdem wollen Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und Stadtwerke-Chef Klaus Minkel zügig vorankommen. „Wir haben in der parlamentarischen Sommerpause etwas Luft, im Herbst wird es erfahrungsgemäß enger“, sagt Minkel und will rasch die Grundstimmung zum Rathaus-Umzug in die Wüstenrot-Zentrale am Sonnenplatz erforschen (die BVA berichtete ausführlich).
Auch deswegen hat Stöhr am Dienstagabend im Stadtparlament Vertreter aller Fraktionen zu einem ersten Sondierungsgespräch eingeladen. Alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung seien bereits informiert, auch auf der Webseite der Stadt sind die Informationen – wie im „Bad Vilbeler Angeizer“ mitgeteilt – bereits eingestellt. Stöhr ist für eine „ergebnisoffene Prüfung“, die breit mitgetragen werden soll.
Perfekt geeignet
Doch Stöhr und Minkel sind überzeugt von der Idee, auf die Minkel an einem Montag im Mai von Wirtschaftförderungs-Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) aufmerksam gemacht wurde. Denn Wiechers, ehemals Leiter der Dresdener Allianz Bauspar AG, dem Erbauer des Hauses am Sonnenplatz, teilte Minkel mit, dass sich das Gebäude auf dem Markt befinde. Minkel sah immense Vorteile.
Hauptamtsleiter Walter Lassek hat sich umgehend an die Arbeit gemacht und die mögliche Aufteilung der bislang in der Stadt verstreuten Fachbereiche geplant. Ergebnis: Die drei oberen Geschosse eignen sich perfekt, um die Bereiche nahe zueinander zu bündeln und komplett unterzubringen.
„Das bewirkt eine Effizienzsteigerung von mindestens fünf Prozent, zu erwarten sind aber eher zehn bis 15 Prozent“, rechnet Minkel vor. Bei Personalkosten von rund sieben Millionen Euro im Jahr sei dies nicht unbeträchtlich. Die höhere Effizienz werde angesichts des wachsenden Baugebiets Quellenpark auch nötig werden, prophezeit Minkel.
Auch technisch sei das Gebäude in Dortelweil auf dem neuesten Stand. „Hier haben wir Probleme mit den Servern, die Telefonanlage stammt aus dem Jahr 1998“, skizziert Stöhr. In Dortelweil verfüge jeder Arbeitsplatz über einen Bodentank, in den Netzwerk-, Telefon- und Stromanschlüsse eingestöpselt werden können. Von der Kantine aus könnten nicht nur die Mitarbeiter versorgt werden, diese seien sogar zu wenig, um die Essenzubereitung lohnend zu machen. Diesen Mangel wettmachen soll entweder ein externer Mieter – oder bei auftretendem Mangel – weitere Kita-Gruppen. Die seien problemlos einzurichten, separate Eingänge sind vorhanden.
„Sechser im Lotto“
Parkplätze, Tiefgarage, genug Plätze für ein zentrales Archiv: Die Vorteile seien immens. „Ich habe eine solche Chance in 51 Berufsjahren nicht erlebt“, gibt Minkel zu. Denn auch die Finanzierung lasse alle Beteiligten gewinnen. Wüstenrot, dessen Mitarbeiter vermutlich in das Bürogebäude Brunnenkarree umziehen, wird einen Klotz am Bein los. Sie spart unter anderem die Abschreibung von 450 000 Euro. Dafür kann sie das Gebäude zum Schnäppchenpreis von acht Millionen abgeben. Zieht man für das Grundstück drei Millionen Euro ab, bleiben fünf Euro für das Gebäude. „Das baut ihnen keiner in Deutschland“, ist sich Minkel sicher. Die Stadtwerke als Käufer drücken die Gewinne aus der Vermietung im Brunnenkarree, die Mietverhandlungen mit Wüstenrot beginnen heute, an die Stadt ab, behalten das Geld aber gleich als Miete für das neue Rathaus ein. Und zahlt vom Überschuss das Gebäude ab. Die Stadt zahlt nur Nebenkosten. Und ist in 20 Jahren Eigentümer eines schuldenfreien Gebäudes. Die Stadt indes rechnet mit knapp zwei Millionen Euro für den Verkauf des bestehenden Rathauses in der Kurstraße. Daraus finanziert werden soll vor allem ein zweites Heim für Flüchtlinge in Holzbauweise. Die erste Einheit in der Homburger Straße 66 wurde am Dienstag im Parlament einstimmig befürwortet. Auch das bisherige Sozialamt kann so für Flüchtlinge umgerüstet werden.
Aber auch die Bad Vilbeler sollen etwas davon haben: „Wir planen, im ehemaligen Kurhaus-Restaurant ein Bürgerbüro einzurichten. Über die Terrasse ist es per Rampe barrierefrei zu erreichen, und wir rücken so noch näher an die Neue Mitte heran“, freut sich Bürgermeister Stöhr.