Karben. Wenn in den Wochen vor Saisonbeginn über die Anwärter auf die ersten vier Plätze der Fußball-Oberliga Hessen spekuliert wurde, tauchten die Namen KSV Klein-Karben und Bayern Alzenau kaum einmal auf. Auf Regionalligakurs werden beide Teams nicht von vielen erwartet, obwohl sie in der abgelaufen Runde doch Vierter und Fünfter wurden. Und auch im ersten Saisonspiel, das sie am Freitagabend gegeneinander führte, deuteten die beiden vermeintlichen „Underdogs“ ihr Potenzial an. In einer ansehnlichen Partie setzte sich Klein-Karben mit 2:1 (1:0) durch.
„In Klein-Karben kann man verlieren, aber wenn man so wie wir heute verliert, ist das bitter“, befand Alzenaus Trainer Klaus Reusing, dessen Torhüter Thorsten Peters beim Stand von 1:1 einen Foulelfmeter vergeben hatte. In dieser Phase zwischen der 60. und der 75. Minute stand Klein-Karben tatsächlich am Rand einer Niederlage. Während der übrigen Spielzeit aber – und ganz besonders in den ersten 60 Minuten – trat die Mannschaft von Trainer Ali Cakici schon wieder mit jener Geschlossenheit und Überzeugung auf, die sie in den letzten Jahren so stark gemacht hatte. Es klappte zwar längst nicht alles, was aber Klein-Karben an technischen Fähigkeiten und taktischem Verständnis mitbringt, war wieder deutlich zu erkennen. Genau wie die individuelle Klasse einiger Spieler, die längst zu den Topleuten in dieser Liga gehören. So wie Mittelfeldmann Tarek Fouad, der das 1:0 mit einem glänzenden Pass in die Spitze vorbereitete, und so wie Verteidiger Sebastian Gajda, der aus vollem Lauf vollstreckte.
Der „moralische Knackpunkt“ war laut Cakici der Moment, in dem Klein-Karben die Chance zum 2:0 vergab, als Alzenau beim Zusammenspiel zwischen Marc Hiemer, Mohamed Almalqui und Maximilian Büge nur staunend Spalier stand, der Ball aber auf dem Weg ins Tor abgeblockt wurde (51.). Bald darauf köpfte Marcus Henning bei Alzenaus erster Chance das 1:1 (60.) In dem er den Elfmeter seines Gegenübers Peters abwehrte, brachte Schlussmann Masar Qosa sein Team wieder ins Spiel. Nur vier Minuten später traf der eingewechselte Eric Becker in seinem erst vierten Oberligaspiel auf Vorlage von Almalqui zum 2:1. Almalqui machte in der Schlussminute übrigens für Neuzugang Marc Klopp Platz, den Sohn des Mainzer Zweitligatrainers, der in seiner ersten Partie im Seniorenbereich zwar nur einen Ballkontakt hatte, dem Cakici aber zutraut, sich in der Oberliga durchzusetzen.
Auch was die Aussichten für die Saison angeht, ist Cakici optimistisch. Sogar wenn der Verein gar nicht erst die Zulassung für die Regionalliga bekomme, sei seine Mannschaft motiviert: „Wir arbeiten hier für unser eigenes Glück, egal was nach der Saison passiert.“