Bad Vilbel. Ab dem heutigen Donnerstag lebt wieder ein neuer Ritter in der Stadt. Angst vor Wegelagerei muss allerdings kein Bürger haben, da es sich nicht um einen streitlustigen Nachfahren des Vilbeler Raubritters Bechtram handelt. Der neue Ritter kämpft nicht mit dem Schwert und Gewalt, sondern mit den Waffen des Geistes und des Wortes. Sein Name lautet Dr. Hans-Joachim Lotz. Heute wird Lotz um 16.30 Uhr im Frankfurter Institut Francais vom französischen Generalkonsul zum „Chevalier (Ritter) dans l´Ordre des Palmes Académiques“ geschlagen. Damit erhält der Bad Vilbeler Bürger eine der höchsten akademischen Auszeichnungen, die der französische Bildungsminister vergibt. Eine gute Wahl, denn Dr. Lotz ist ein intimer Kenner von Land, Leuten und Kultur unseres westlichen Nachbarlandes.
Bis Ende letzten Jahres hatte sich der Akademische Oberrat ganz der Forschung und Lehre am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universität gewidmet.
Lotz schrieb sich an der Alma Mater 1961 als Student der Romanistik, Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften ein. Er wollte Lehrer für Französisch und Politik werden, doch es sollte anders kommen. Bereits 1963 erhielte er am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen eine Stelle als studentische Hilfskraft und ab 1969 als wissenschaftlicher Assistent.
Hans-Joachim Lotz promovierte 1980 mit „Die Genese des Realismus in der französischen Literarästhetik – Zur Kritik des nicht historischen Epochenbegriffs“.
Zum Akademischen Rat wurde der 1941 in Welkenraedth an der belgischen Grenze geborene Wissenschaftler 1981 ernannt. Seit 1948 lebt er in Frankfurt und zog 1984 mit Frau Christa und Sohn Clemens nach Bad Vilbel. An seiner Stelle im romanistischen Institut reizte ihn die Kombination aus Forschung, Lehrer und Verwaltung. Er arbeitete als Verwaltungsleiter im Institut. Stolz ist Hans-Joachim Lotz darauf, in 38 Jahren kein Seminar wiederholt und die meisten Kurse zu Frankreich in französischer Sprache gehalten zu haben. Zusammen mit seinen Studenten setzte er sich intensiv mit der französischen Literaturwissenschaft vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, der Sprachwissenschaft und der Sozial- und Kulturgeschichte auseinander.
„Ich habe die Seminarthemen immer mit aktuellen Bezügen verknüpft. So habe ich die „Le Monde“ oder andere französische Tageszeitungen zur Lektüre ins Seminar oder ein Radio zum Hören der französischen Nachrichten mitgebracht. Drei Semester lang beschäftigte ich mich mit meinen Studenten mit der französischen Oper des 17. bis 19. Jahrhunderts. Auch das frankophone Schwarzafrika oder die Schweiz waren Seminarthemen, die den Studierenden einen Blick über den Tellerrand ihrer Fächer erlaubten. Mein Ziel bestand stets darin, meinen Studenten eine umfassende Ausbildung zu geben.“
Zu den Hobbys von Dr. Lotz gehört die Beschäftigung mit der französischen Literatur und Lyrik des 19. Jahrhunderts. Er spielt Klavier und Akkordeon. Der Musikfan besucht mit Ehefrau Christa, die er in einem Schlosshof in Beaune (liegt zwischen Dijon und Lyon) kennenlernte, Opern und Konzerte. Zurzeit arbeitet er an einem Buch über „Literarische Spaziergänge durch Paris“, indem er die Besucher zu Orten führt, an denen die Literatur spielt – wie „Notre Dame de Paris“.