Sinneswandel im Bad Vilbeler Rathaus: Der holprige Radweg zwischen dem Klein-Karbener Industriegebiet und Dortelweil soll nun doch ausgebaut werden. Der Ausbau hat sogar schon begonnen – ein ganz bisschen.
Bad Vilbel/Karben. Die Zukunft des bequemen Radverkehrs zwischen dem Süden von Karben und dem Norden Bad Vilbels ist gerade einmal hundert Meter lang. Feiner Asphalt, noch schwarz, völlig eben. Wer auf zwei Rädern zwischen dem Klein-Karbener Industriegebiet und Dortelweil unterwegs ist, genießt nach dem Abbiegen aus der Dieselstraße zunächst das ruhige Schnurren des Drahtesels. Doch nach der ersten Kurve ist das vorbei. Dann holpert das Rad erst über unebene Betonplatten. Danach muss der Velofahrer mit viel Geschicklichkeit die zahlreichen Schlaglöcher umkurven. Dieser Übergang bezeichnet nicht weniger als die Stadtgrenze, die dort direkt am Rand des Industriegebiets verläuft.
Auf ihrer Seite hat die Stadt Karben gerade den besonders unter Pendlern beliebten Radweg frisch ausgebaut. Stadtsprecher Hans-Jürgen Schenk hatte in der FNP das Projekt für den kommenden Sommer angekündigt. Doch es wurde noch schneller realisiert. 15 000 Euro hat sich die Stadt die 100 Meter kosten lassen.
Nach vielen Beschwerden und Forderungen von Radfahrern nach einem Ausbau setzt diese neue Asphaltpiste die Nachbarstadt Bad Vilbel unter Druck. Nachdem die Bad Vilbeler bisher stets zurückhaltend reagierten, schalten sie nun einen Gang hoch: „Wir sind in der Überprüfung“, erklärt Stadtsprecher Bastian Zander. Auch auf Bad Vilbeler Seite solle die Holperpiste nun zu einem ordentlichen Radweg ausgebaut werden. Er räumt ein, dass zentrale Bedenken allerdings noch nicht ausgeräumt seien: „Die Anwohnerschaft sieht das kritisch.“ Schon heute werde die Strecke als Schleichweg von Autofahrern missbraucht, die Staus auf der Bundesstraße B 3 umgehen wollten.
Nach einem Ausbau sei die Gefahr, dass die Strecke weiterhin oder noch mehr illegalen Verkehr anziehe, erheblich größer. „Da helfen auch Poller oder Schranken nur bedingt“, sagt Zander. Mehrfach schon seien diese zerstört worden. „Oder es bilden sich innerhalb kürzester Zeit Umfahrungen über die angrenzenden Feldflächen.“
Deshalb prüfe man im Rathaus nun, wie der Weg so gestaltet werden könne, dass er für Radfahrer attraktiv werde, für Autos aber nicht nutzbar sei. „Wir denken daran, ihn zum Beispiel nur auf eine Breite von 1,50 Meter auszubauen“, erläutert Zander. Auch das aber müsse noch mit den Anwohnern wie auch den Landwirten abgestimmt werden, die den Weg ja benötigten, um zu ihren Feldern zu gelangen. Weiter sei in der Prüfung, welche Fördergelder die Stadt dafür einwerben könne.
Wann die Bauarbeiter auf dem übrigen Teil der Strecke loslegen können? „Das ist noch nicht klar“, sagt Bastian Zander. Denn für das Vorhaben seien im aktuellen Haushalt 2015 keine Ausgaben vorgesehen, das Geld müsste also überplanmäßig ausgegeben werden.
Da der Haushalt der Stadt Bad Vilbel auf Intervention des Landrates ja gesperrt sei, ist fraglich, ob das von höherer Stelle genehmigt würde: Wird die Sanierung der maroden Holperstrecke bloß als „freiwillige Leistung“ eingeordnet, bekäme Bad Vilbel dafür vom Landrat wohl kaum grünes Licht. (den)