Schöneck. Schneller als geplant scheinen die Bauarbeiten an der Südumgehung um den Schönecker Ortsteil Kilianstädten voranzukommen. Davon konnten sich am vergangenen Wochenende die Mitglieder der örtlichen CDU bei einer Ortsbegehung überzeugen. Zwar bleibt das Staatliche Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Gelnhausen weiterhin bei dem ursprünglichen Fertigstellungsdatum im August 2008, aber Bürgermeister Ludger Stüve (SPD) ist davon überzeugt – „das sehe ich anhand der Rechnungseingänge,“ so der Rathauschef gegenüber der Zeitung –, dass schon vom kommenden Mai an der Verkehr über die neue 3,6 Kilometer lange Umgehungsstraße fließen wird.
Wegen des warmen Winters konnten alle vier Brückenbauwerke schneller fertiggestellt werden als geplant. Und auch mit der Trassenführung liegt das Bauunternehmen eindeutig vor dem Soll. Zwischenzeitlich wurden auch die Aufschüttungen an einem Teil der Brücken abgeschlossen, so dass die Landwirte während der Erntezeit die Trasse ohne große Umwege überqueren können.
Die schnellen Bauarbeiten haben allerdings auch finanzielle Auswirkungen für die Gemeinde. Sie finanziert nämlich nach dem so genannten „Kommunalen Interessensmodell“ die Baukosten der gesamten Umgehungsstraße für das Land vor, um so einen schnelleren Baubeginn zu erreichen. Das Land zahlt dann später in festgelegten Raten die Baukosten an die Gemeinde zurück. Allerdings mit Ausnahme von Zinsen, die bei der Gemeinde verbleiben. Dafür hat sie dann jedoch, wie im Falle Schönecks, die Umgehungsstraße wesentlich früher. Was wiederum den Schönecker Bürgern zu Gute kommt, wie Stüve, der sich im Vorfeld stark für dieses Finanzierungsmodell eingesetzt hatte, zufrieden feststellte, denn diese können bald auf der Frankfurter Straße, der Durchgangsstraße in Kilianstädten, in aller Ruhe flanieren.
Durch die kürzere Bauzeit müssen nun Zahlungen vorgezogen werden, die ursprünglich erst nächstes Jahr fällig geworden wären. Deshalb hat die Gemeindevertretung vor kurzem auch außerplanmäßige Ausgabe von rund einer Millionen Euro für dieses Jahr beschließen müssen. Es wird aber nicht nur schneller gebaut, sondern die Kosten haben sich auch kräftig erhöht. Schuld daran sind unter anderem die archäologischen Ausgrabungen, die derzeit immer noch laufen. So sind die Altertumsforscher bei ihren Grabungen entlang der Trasse wahrscheinlich auf Überreste von Holzbehausungen gestoßen, die auf eine erste Besiedlung Kilianstädtens schließen lassen. Ebenso wurde ein Massengrab mit Überresten von 36 Menschen gefunden, welches nach ersten Schätzungen auf die Zeit etwa 5000 Jahre vor Christus datiert wird. Auch dieser Umstand hat dazu beigetragen, dass die Kosten der 3,6 Kilometer langen Umgehung von geplanten 6,5 Millionen Euro auf nunmehr knapp 10 Millionen Euro ansteigen werden. Allerdings muss die Gemeinde die Verteuerung nicht zwischenfinanzieren, sondern das Land Hessen wird sofort zwei Millionen Euro übernehmen.