Ostern feiere ich wie ein kleines Kind. Dabei denke ich weniger an die Ostereiersuche im Garten, die mich wieder Kind sein lässt (auch wenn ich dieses Jahr wieder mit kindlichem Vergnügen die bunten Eier zusammen mit meinen Kindern gesucht habe). Vielmehr ist es die Botschaft von Ostern, die mich sein lässt wie ein neugeborenes Kind.
Um überhaupt leben zu können ist ein Neugeborenes angewiesen auf einen Anderen, der sich um es kümmert. Säuglinge sind wehr- und schutzlos und bedürfen der liebevollen, fürsorglichen Zuwendung vor allem durch die Mutter. In den ersten Monaten zeigt sich diese Angewiesenheit insbesondere in dem begierigen Verlangen nach Milch. Es ist dieses Bild, das der Apostel aufnimmt, wenn er schreibt, dass wir „wie neugeborene Kinder“ begierig sein sollen nach der Muttermilch des Glaubens, nach der nährenden Zusage des Evangeliums (1. Petrusbrief 2,2). Dieses Bild unseres Glaubens hat dem ersten Sonntag nach Ostern seinen Namen gegeben: Quasimodogeniti – übersetzt: „wie die neugeborenen Kinder“.
Die Botschaft der Auferstehung Christi ergreift das Herz und alle Sinne und ich werde wie ein neugeborenes Kind, das begierig ist die Lieder wieder zu singen, die vom Tod des Todes singen, die Worte zu hören, die mir zusprechen: Christus ist auferstanden, zum Heil der Welt. Die Liebe, die das Kreuz für dich trug, bahnt dir einen Weg in das Leben. Ich nehme die Worte der Bibel wie Muttermilch in mich auf, die mir von Gottes ewigem Leben erzählen, in das ich eingefügt bin. Ostern verwandelt. Ich werde wie ein neugeborenes Kind, und ich erkenne, wie sehr ich auf diesen Gott angewiesen bin, der alles für mich getan hat und tut. Und ich erkenne, dass ich doch alles, was im Leben von Bedeutung und Wichtigkeit ist, empfange, eben wie ein Säugling die Muttermilch zum Leben. Bei Gott werde ich ruhig, auch wenn es um mich herum tobt. Bei Ihm kann ich ausruhen wie ein gestilltes Kind an der Brust der Mutter.
Dieser Glaube trägt, auch in den Stürmen des Lebens. In diesen Tagen denken wir an die Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers im KZ Flossenbürg am 9. April 1945 vor 70 Jahren. Als er die Worte hörte, die sein Todesurteil bedeuteten: „Gefangener Bonhoeffer, fertigmachen und mitkommen“, sagt er zu einem der Mitgefangenen: „Dies ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens.“ Viele Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Predigten aus der Zeit der Gefangenschaft Bonhoeffers legen von einem Glauben Zeugnis ab, der uns bis heute inspiriert, weil er wirklich alles Notwendige – alles die Not Wendende – von Gott erhofft und erwartet.
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Zu Ruhen wie ein gestilltes Kind an der Brust der Mutter und so alles von Gott zu erwarten und zu empfangen wünsche ich Ihnen in diesen österlichen Tagen. Einer ist unser Leben, und er, Christus geht uns voran.
Ihr Pfarrvikar Johannes Misterek
Ev. Kirchengemeinde Massenheim-Bad Vilbel