Das Bildungsforum Dortelweil hatte eigentlich eine ruhige Jahreshauptversammlung geplant. Doch nachdem alle Formalia und Berichte abgeschlossen waren, gab es reichlich Gesprächsbedarf. Die Vereinsräume in der Alten Bürgermeisterei sollen für Flüchtlinge umgebaut werden. Doch auch die Stadt hat einen dringenden Aufruf zu diesem Thema.
Bad Vilbel. Hilferufe sendet die Stadt in alle Richtungen aus: „Bad Vilbel war schon immer eine Stadt, die Flüchtlinge mit offenen Armen willkommen geheißen hat. Wir versuchen, den bei uns gestrandeten Menschen eine neue Heimat zu geben und sie schnellstmöglich bei uns zu integrieren. Viel von unserem umfangreichen Engagement leisten wir dabei durch die Stadtverwaltung, und auch die ehrenamtliche Arbeit der Bürgerschaft, der Vereine und der Kirchen in unserer Stadt ist bekanntlich enorm. Nur so ist diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu stemmen. Dabei wäre auch privat vermieteter Wohnraum hilfreich“, erläutert Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP).
Aktuell haben etwa 100 Flüchtlinge in der Stadt Zuflucht gefunden. Weil mit einem weiteren Zustrom zu rechnen ist, wird auch nach privat nutzbarem Wohnraum gesucht. Insbesondere für die Menschen, die ihre Asylanerkennung erhalten haben und deshalb aus rein rechtlichen Gründen die städtischen Unterkünfte verlassen und nun auf dem privaten Wohnungsmarkt aktiv werden müssen.
„Aktuell dienen uns die städtischen Liegenschaften in der Frankfurter, der Homburger, Friedberger und Rodheimer Straße sowie das Glück-Haus in der Kurt-Moosdorf-Straße als Wohnraum für Flüchtlinge. Neben diesen Häusern prüfen wir weitere adäquate Unterbringungsmöglichkeiten, weil der Wetteraukreis weitere Flüchtlinge zuweisen wird“, schildert Susanne Förster von der städtischen Koordinierungsstelle für Flüchtlinge.
Eine dieser Unterbringungsmöglichkeiten wäre etwa die Alte Bürgermeisterei in Dortelweil. Deren Räumlichkeiten werden aber momentan von mehreren Vereinen genutzt, unter anderem vom Bildungsforum Dortelweil: „Möglicherweise sollen Asylanten und Flüchtlinge in den Räumen untergebracht werden“, berichtet Friedrich Pauler vom Vorstandsteam den Mitgliedern in der Generalversammlung. Über ein Treffen mit Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn sagte er: „Ich habe den Eindruck, dass da nicht genug recherchiert wurde.“ Die betroffenen Vereine haben darauf ihre Nutzungszeiten der Räumlichkeiten auflisten müssen. Für 75 000 Euro solle die Alte Bürgermeisterei flüchtlingsfreundlich umgebaut werden, damit die Flüchtlinge die Räume gemeinsam mit den Vereinen bewohnen können. 15 Jugendliche sollen laut Pauler in der Bürgermeisterei für ungefähr sechs Monate Zuflucht finden. „Seit 2013 ist das aktuell, warum werden wir erst jetzt darauf aufmerksam gemacht?“, beschwert sich Pauler.
„Das hat einen ganz einfachen Grund, denn wir wissen immer erst sehr kurzfristig, wie viele Flüchtlinge genau kommen werden“, erklärt Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn. Sie ergänzt, dass sie die von Pauler genannte Summe nicht nachvollziehen könne, denn dies stehe noch gar nicht fest. Man brauche möglichst schnell Wohnraum, dafür eigneten sich nun mal die städtischen Liegenschaften am besten. „Wir müssen auf jeden Fall Container kaufen, aber erst einmal müssen wir unsere bestehenden Möglichkeiten ausnutzen“, erklärt sie weiter. Denn Container benötigten immer eine Baugenehmigung, bis dann alles fertig sei, würden sechs Monate vergehen.
Laut Pauler werden Stadt und Vereine sich im April wieder zusammensetzen. „Wie können wir den Vereinen helfen? Das müssen wir jetzt sehen“, sagt Freund-Hahn. Mit ihrem Aufruf baut sie auf das Entgegenkommen der Vilbeler – und auch der Mitglieder der betroffenen Vereine. Nur Angebote von Privatunterkünften könnten die Alte Bürgermeisterei womöglich als Vereinsheim erhalten.
Das Bildungsforum hat fast 500 Mitglieder, fünf weitere Vereine nutzen ebenfalls diese Räume. „Die Unterbringung von Flüchtlingen ist in Dortelweil erstmalig. Ich denke, Zusagen der Mitglieder wären da jetzt etwas zu früh“, sagt Norbert Körberich vom Vorstand. Doch sei er sich sicher, dass das Thema jetzt vermehrt auf der Tagesordnung stehen werde.