Da ist mächtig was passiert in knapp drei Jahren! Denn etwa 130 000 Euro kamen in diesem Zeitraum für eine Schule in Ukunda / Kenia zusammen. Und das zum allergrößten Teil aus Bad Vilbel. Das Projekt „Education at your side“ hat der frühere Geschäftsführer von Brother in Bad Vilbel, Lothar Harbich, angeschoben.
Bad Vilbel. Der Weihnachtsmarkt in der Bad Vilbeler Wasserburg ist in vollem Gange. Neben Glühwein und Waffeln gibt es einige Stände, die Informationen zu verschiedenen Projekten bieten. Auch das von Brother-Mitarbeitern gestützte Projekt „Education at your side“ gehört dazu.
Immer wieder dreht ein Junge am Tombola-Rad, fleißig finanziert von seiner Mutter. Doch Interesse an Gewinnen hat sie nicht. Der Sohn hat Spaß, und sie tut Gutes mit dem Geld. Denn es landet 1:1 in Ukunda, einem Küstenort am Diani Beach, der Touristenregion des Landes. Im vergangenen Jahr kamen beim Weihnachtsmarkt in Bad Vilbel 3642 Euro zusammen.
Eigenarbeit der Eltern
In Ukunda kommt vom Umsatz, den die Urlauber ganz in der Nähe erzeugen, nur wenig an, von Hotel-Mitarbeitern vielleicht einmal abgesehen. Es fehlt an allen Ecken und Enden, und Bildung ist sicherlich einer der wichtigsten Punkte, um den Bewohnern eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Das sagte sich auch Lothar Harbich aus dem Limburger Raum, bis März 2014 Geschäftsführer der Brother-Niederlassung in Bad Vilbel. Gemeinsam mit seiner Frau Heike, von Beruf Lehrerin, erkundete er 2012 die Gegend rund um ihren Urlaubsort. Und sie waren erschüttert über die Bedingungen, die sie an der Schule vorfanden. Räume ohne Dächer und Dächer ohne Räume, Plastikstühle und Tische, zerfleddertes Unterrichtsmaterial und mehr. „Die Eltern sind zu arm, um das Schulmaterial oder einen Schulbesuch ihrer Kinder zu finanzieren. Viele wissen noch nicht einmal, wie sie ihre Kinder überhaupt ernähren sollen. Um überleben zu können, müssen in den meisten Familien bereits die Kleinsten, sofern sie gesundheitlich dazu in der Lage sind, den Lebensunterhalt der Familie mitverdienen. Da bleibt die Bildung auf der Strecke, und der Teufelskreis beginnt von vorn“, fasst es Brother-Sprecher Jörg-Stefan Schmitt zusammen.
Schnell hatte Harbich Mitstreiter im eigenen Unternehmen gefunden, quer durch alle Abteilungen hindurch. Doch es sollte nicht einfach Geld nach Kenia gepumpt werden, Hilfe zur Selbsthilfe lautet hier das Motto. „Wir besprechen jeden einzelnen Schritt mit den Menschen vor Ort, sie schicken uns ihre Planungen und die Rechnungen. Die Eltern leisten dabei viel in Eigenarbeit“, erläutert Stefan Seifert von Brother. Rund 130 000 Euro kamen in den vergangenen drei Jahren zusammen, vor allem, weil das Unternehmen darauf verzichtete, Geschäftspartnern teure Weihnachtsgeschenke zukommen zu lassen. Doch auch die Mitarbeiter sind überzeugt und stecken Geld und Zeit in das Projekt, so auch beim Weihnachtsmarkt mit Waffelteig und Apfelwein etwa. Von den Fortschritten überzeugt sich dann Harbich, der zweimal im Jahr in die Region reist, auch persönlich.
Kinder bedanken sich
Dafür entstanden inzwischen ein zweistöckiger Neubau sowie Anbauten für weitere Klassen und die Verwaltung. Über 300 Schüler aller Konfessionen gehen inzwischen in die Schule in Ukunda, jetzt geplant ist eine Kita – nebst zugehörigem Spielplatz und Schulhof. Und auch ein Garten, in dem gesunde Nahrung angebaut werden soll. Die Fotos von den beendeten Bauarbeiten landen regelmäßig in Deutschland, die Kinder bedanken sich mit persönlichen Briefen und vielen Zeichnungen, auch weil es für sie einige Patenschaften gibt, über die das Schul- und Verpflegungsgeld läuft.
Hilfe ist aber weiter nötig. Der Lions-Club Limburg etwa bestreitet das Gehalt eines Deutschlehrers, ein anonymer Spender bat zu seinem 40. Geburtstag um Geld für Spielgeräte in der „Millenium Rescue Acadamy“, wie die Schule in Ukunda heißt. 1700 Euro kamen zusammen. Und auch viele Bad Vilbeler Unternehmen helfen.