Karben. Eine kleine Schere hat er stets in der Gürteltasche. Gemütlich aber zielstrebig läuft Ralf Berster durch die schmalen Pfade zwischen den bis zu zweieinhalb Meter hohen Rosensträuchern und zieht einen Ast mit einer kleinen gelben Blüte heran. „Das ist eine rosa Fötida, auch ‚Persien yellow‘ genannt“, erklärt er. Und diese fänden sich selten. Erst vor gut 100 Jahren sei es gelungen, gelbe Rosen zu züchten.
Der so genannte Vater der Rosen kennt die Geschichte zu jeder seiner rund 750 historischen Wildrosensorten auf dem Klein-Karbener Rosenhang, und auch beim siebten Rosenfest hat er sie wieder den Rosenbegeisterten in seinen beliebten Führungen erzählt.
Nach einer musikalischen Einstimmung des Sing- und Musizierkreises für Senioren unter der Leitung von Fritz Amman verteilten sich die Besucher, zumeist mit einem Glas von Hannelore Tofharns berühmter Rosenbowle in der Hand, in dem weitläufigen Rosenlabyrinth gegenüber dem Friedhof in Klein-Karben.
Viele der sonst in den Farben violett, rosa, rot, orange, gelb und weiß strahlenden Blüten waren bereits verblüht, nur einige Spät- und Nachblüher trugen noch stolz ihre blühende Pracht. „Das liegt an der Witterung“, erklärt Ralf Berster. „Die Rosen haben dieses Jahr vier Wochen früher geblüht wegen des wenig kalten Winters, dem heißen April und dem verregnetem Mai.“ Zwar freuten sich Rosen über den vielen Sonnenschein, bei zu viel Licht explodierten sie aber geradezu. Auf diese Weise könne sich die Blütezeit von bis zu sechs Wochen auf nur noch zwei bis drei Wochen verkürzen, sagt der Rosenfachmann.
Unter den weit ausladenden Ästen der Linde trafen sich die Rosenliebhaber, um den lyrischen „Rosenträumen“ von Monica Keichel zu lauschen. Seit gut einem halben Jahr hat sich die in Friedberg lebende Literaturliebhaberin Gedichte berühmter Lyriker wie Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Pablo Neruda und anderen zusammengesucht, um mit deren Worten von der Schönheit aber auch Vergänglichkeit der wohl duftenden Blume zu schwärmen.
Noch gerührt von den poetischen Versen ließen sich die Zuhörer anschließend auch von Jutta Claar am Hackbrett und mit Flöte und Beate Hoffarth am Akkordeon in eine melancholisch-fröhliche Beschwingtheit versetzen.