Es sind unfassbare Zahlen, die die Stadt vorlegt: Mit ungeheurem Tempo sind einige Raser in Karben unterwegs. Allerdings zeigen die Tempomessungen überall im Stadtgebiet auch Positives.
Karben. Acht Monate Haft. Mit diesem Urteil hat Anfang Dezember ein Bauarbeiter (31) aus Offenbach den Gerichtssaal in Frankfurt verlassen. Er hat nach Überzeugung des Richters Ende Oktober 2013 einen Unfall auf der Bundesstraße 521 bei Karben verursacht. Und dabei einen Familienvater (43) aus der Stadt getötet. Der Rendeler war mit seinem Mazda MX5 Cabrio unterwegs.
Der Unfall hat Folgen auch in Karben. Denn die Stelle an der Bundesstraße hat die Stadtpolizei ins Visier genommen. So wie alle Gefahrenpunkte, die durch viele oder schwere Unfälle auf sich aufmerksam machen. Hier nehmen die Stadtpolizisten den Verkehr genau unter die Lupe und messen häufiger als andernorts, wie schnell die Fahrer unterwegs sind.
Rahn: Keine Toleranz!
Bürgermeister Guido Rahn (CDU) räumt ein, dass viele der schweren Unfälle wie der tödliche Frontalzusammenstoß mit dem Cabrio nahe Rendel „durch menschliche Fahrfehler verursacht werden“. Allerdings könnten „die Unfallfolgen bei angemessener Geschwindigkeit deutlich gemindert werden“.
Deshalb die vielen Tempokontrollen in der Stadt: 76 000-mal haben die Stadtpolizisten von Januar bis Mitte Oktober vergangenen Jahres Fahrzeuge gemessen. Die Messungen fördern einige überaus erschreckende Kenntnisse zutage. Und das ausgerechnet auf der Unfallstrecke B 521.
Dort seien die schnellsten Fahrer im Tempo-60-Bereich mit 96 bis 101 Stundenkilometern gemessen worden, erklärt Rahn. Und, noch schlimmer: Ein Raser war dort bei erlaubten 70 Stundenkilometern mit sage und schreibe Tempo 148 unterwegs. „Es sind noch immer einige wenige Mitbürger unterwegs, für die Geschwindigkeitsbegrenzungen offensichtlich nicht zählen“, seufzt der Rathauschef.
Er gibt deshalb die Parole aus: „Keine Toleranz für Raser!“ Mit ihrem Tempokontrollen werde die Stadtpolizei deshalb nicht nachlassen. Auch in anderen Bereichen haben die Mitarbeiter teils erhebliche Überschreitungen gemessen. Einen traurigen Platz zwei der Spitzenreiter nimmt der Tempo-70-Bereich der Landesstraße 3351 zwischen Groß-Karben und Burg-Gräfenrode ein. Hier hatte ein Raser Tempo 133 auf dem Tacho.
Dabei ist diese Strecke mit ihrer schmalen Fahrbahn und den kurzen Kurven äußerst gefährlich: Immer wieder gab es hier in den vergangenen Jahren spektakuläre Unfälle.
Ebenfalls deutlich zu hohe Geschwindigkeiten messen die Stadtpolizisten an zwei weiteren Stellen: So hatte der Spitzenreiter auf der Kreisstraße 9 zwischen Petterweil und dem Berufsbildungswerk in Höhe der Russenhütte Tempo 107 drauf. Und wer im Karbener Wald die Kreisstraße 246 überquert, sollte höchste Vorsicht walten lassen: Auf der Straße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen haben die Ordnungshüter auf Höhe des Trimmpfades einen Temposünder mit 103 auf der Uhr erwischt.
Kontrollen wirken
Die Kontrollen scheinen sich aber, laut Rahn, zu lohnen: „Dass wir viel kontrollieren, zeigt Wirkung, denn die meisten halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.“ Von den 76 000 kontrollierten Fahrzeugen hätten sich 94 Prozent der Fahrer an die Vorgaben gehalten. Nur rund ein Prozent sei 16 Stundenkilometer oder mehr zu schnell, erläutert Guido Rahn. (den)