Bad Vilbel. Bestechung, Korruption, Vetternwirtschaft, Schlamperei und Willkür, das sind die Themen, die zur Eröffnung der Burgfestspiele am 7. Juni verhandelt werden. Wer jetzt an Siemens-, VW- oder anderen Affären der heutigen Zeit denkt, liegt vielleicht nicht ganz falsch, denn Ähnlichkeiten dürften wohl nicht ausgeschlossen sein, aber ganz richtig ist die Vermutung ebenfalls nicht: Die neue Saison auf der Freilichtbühne im Burghof beginnt mit einer Inszenierung der 1836 uraufgeführten Komödie „Der Revisor“, mit der seinerzeit der russische Dichter Nikolaj Gogol die Zustände des Zarenreiches kritisierte und ironisch auf die Schippe nahm – und seinen Durchbruch als Schriftsteller schaffte.
Die Provinzfürsten sind außer sich, als sie durch Zufall dahinter kommen, dass ein Revisor – ein Kontrolleur – aus der Hauptstadt St. Petersburg im Anmarsch ist, um im Auftrag der Regierung die Bücher der Verwaltung zu prüfen. Was tun mit all den Leichen im Keller? Diese Frage beschäftigt von nun an die Honoratioren des Städtchens. Das Prinzip „eine Hand wäscht die andere“ und niemand der maßgebenden Schichten stört sich daran, droht aufzufliegen. Das aufkommende Unrechtsbewusstsein richtet sich weniger auf das eigene Fehlverhalten, als vielmehr auf „die Unverschämtheit“, dass der Revisor völlig ungemeldet und auch noch inkognito auftauchen soll. Die Vertuschungsmaßnahmen erreichen groteske Ausmaße und ein fremder Gasthausbesucher wird als vermeintlicher Revisor hofiert. Jeder will seine Haut retten, indem er ihn Geld zusteckt und Vorteile verspricht. Der Bürgermeister verlobt ihn mit seiner Tochter und schwelgt in Erwartung auf einen sozialen Aufstieg und Umzug in die glanzvolle Großstadt St. Petersburg. Aber dann kommt alles anders, als gedacht und schlimmer als befürchtet: Der vermeintliche Revisor ist selbst ein Betrüger und Hochstapler und nutzt die Habgier und Dummheit der Kleinstadt-Honoratioren gnadenlos aus. Als dann noch ein richtiger Revisor angekündigt wird, fallen Bürgermeister und Konsorten aus allen Wolken.
Inszeniert wird die Gogol-Komödie von Regisseur Harald Demmer, der vor zwei Jahren bereits für die Burgfestspiele gearbeitet hat und damals das sehr erfolgreiche Boulvard-Stück „Und ewig rauschen die Gelder“ in Szene gesetzt hat. Als vermeintlicher Revisor ist Pit-Jan Lößer zu sehen und als Bürgermeister Ulrich Lenk, der in der Quellenstadt bereits bei der Dreigroschenoper mitwirkte. In weiblichen Hauptrollen sind mit Ellen Schulz als Bürgermeistergattin und Anna Eger als deren Tochter Schauspielerinnen mit dabei, die dem Festspielpublikum schon bekannt sind. Beide waren im Vorjahr unter anderem bei der „Pension Schöller“ mit dabei. Ebenfalls – teilweise bereits mehrfach – waren Peter Clös, Daniel Ris, Kai Möller und Herbert Schöberl in Bad Vilbel engagiert.
Weitere Vorstellungen mit Gogols „Revisor“ am 9., 16., 17., 27. und 28. Juni sowie im Juli und August.