Amtsinhaber Gerhard Schultheiß (SPD) hat sich bei der Bürgermeisterdirektwahl mit 60,4 zu 39,6 Prozent gegen den CDU-Herausforderer Andreas Frenzel durchgesetzt und kann nun seine vierte Amtsperiode antreten. Mit 42 Prozent war die Wahlbeteiligung geringer als vor sechs Jahren.
Nidderau. Der alte und auch neue Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) reagierte gelassen auf die 60,4 Prozent. „Ich habe von Anfang an auf die Euphoriebremse getreten und allen geraten, den Ball flach zu halten. Meine einzige Prognose war ein Ergebnis von 50 plus X Prozent und dies ist eingetroffen. Deshalb bin ich zufrieden und kann die nächsten sechs Jahre für die Stadt weiterarbeiten“, sagte er nach der Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses am Wahlabend im Rathaus. 60,4 Prozent – das sind immerhin ziemlich genau zehn Prozent weniger als vor sechs Jahren, als der CDU-Kandidat Peter Hamm gerade einmal 22,7 Prozent der Stimmen bekam.
„Es stehen viele Projekte an, die ich nun angehen werde. Dafür hat sich der große persönliche Aufwand von mir und meiner Familie gelohnt. Im Wahlkampf hat mich ein wunderbares Team der SPD unterstützt, ohne das wir viele Veranstaltungen nicht hätten stemmen können. Und jetzt wird gefeiert“, rief Gerhard Schultheiß.
Dass der Amtsinhaber allerdings mit Erbstadt und Eichen zwei Stadtteile an den Herausforderer verloren hat, das ließ Schultheiß nicht kalt. „Das Ergebnis in diesen beiden Stadtteilen ist natürlich kritisch zu betrachten. Für Eichen habe ich die Niederlage erwartet, obwohl dieser Stadtteil einmal eine SPD-Hochburg war. Dort gibt es einige sehr komplexe Themen. In Erbstadt hat eine Stimme zugunsten meines Mitbewerbers entschieden, das sehe ich nicht so tragisch.“
Andreas Frenzel strahlte nach dem Achtungsergebnis von fast 40 Prozent. „Ich bin total zufrieden, habe heute morgen noch zu meiner Frau gesagt, dass ein Ergebnis mit einer Zwei vorne eine Enttäuschung gewesen wäre. Und ich bleibe bei meiner Aussage: Ich trete in sechs Jahren – sofern die Nidderauer CDU das will – wieder als Bürgermeisterkandidat an“, gab sich Frenzel kämpferisch.
„Beide Kandidaten können zufrieden sein. Der eine bleibt Bürgermeister, der andere hat ein gutes Ergebnis für sich und seine Partei erreicht“, stellte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Herr, der Koalitionspartner der SPD im Parlament, fest.
Historisches Ergebnis
CDU-Kollege Uwe Richter verwies vor allem auf die zwei gewonnenen Stadtteile, das sei ein historisches Ergebnis, denn so etwas habe die CDU bislang noch nie geschafft. Auch Daniela Leß, Fraktionschefin der SPD, war zufrieden, sprach von einem „formidablen Ergebnis“ für Schultheiß.
Neben dem Verlust von zehn Prozent der Stimmen waren sicher die Niederlagen von Schultheiß in Erbstadt und Eichen die Überraschungen des Abends. In Erbstadt reichte eine Stimme Mehrheit, damit Andreas Frenzel diesen Stadtteil für sich gewinnen konnte (211 zu 210 oder 50,1 zu 49,9 Prozent). In Eichen liegt die Sache anders, die ehemals sichere Bank für die SPD schwenkte mit 54,7 zu 45,3 oder 316 zu 262 Stimmen deutlich zum CDU-Bewerber um. Hier lag aber die Zahl der Wähler mit etwas über 30 Prozent auch deutlich unter dem Durchschnitt.
In den drei Wahlbezirken in Heldenbergen fuhren beide Bewerber ganz unterschiedliche Ergebnisse ein, die bei Schultheiß 50,5, 63,9 und 60,1 Prozent lauteten, während für Frenzel 49,5, 36,1 und 39,9 Prozent abgegeben wurden. Windecken, das in fünf Wahlbezirke aufgeteilt ist, bleibt weiterhin ein Erbhof der SPD und von Schultheiß, der einen Spitzenwert von 77,3 erreichte, das schlechteste Ergebnis dort waren 62,8 Prozent.
In Ostheim mit seinen drei Wahlbezirken war die Bandbreite des Ergebnisses des SPD-Bewerbers groß, sie reichte von 70,6 bis hin zu 55,2 Prozent, in diesem Stadtteil dominieren ebenfalls die SPD-Wähler. Bei den drei Briefwahlbezirken heißt der eindeutige Sieger ebenfalls Schultheiß, hier wurden 55,3, 70,4 und 56,3 Prozent für den Rathauschef abgegeben, Frenzel schlug sich in Bezirk 1 und 3 mit 44,7 und 43,7 Prozent ganz ordentlich, in Bezirk 2 konnte der Herausforderer mit 29,6 Prozent allerdings kaum punkten.