In Karben entbrennt ein Poker um den Kauf des Groß-Karbener Bahnhofsgebäudes. Die Stadt pocht auf ihr Vor- kaufsrecht, der neue Besitzer aus Bayern will davon aber nichts wissen. Aber der Immo- bilienmakler will zu Verhandlungen herbeieilen.
Karben. Kaum hat die FNP vor wenigen Tagen zum ersten Mal über den geplanten Bahnhofskauf durch die Stadt berichtet, schon überschlagen sich die Ereignisse. Denn noch bevor ein Schreiben der Stadt bei ihm eintreffen konnte, erfuhr der neue Besitzer von dem Interesse der Stadt Karben. „Die können das Objekt gerne kaufen“, sagt Maximilian Neumayr.
Das scheint aber auch die gesamte Einigkeit zwischen Bahnhofsbesitzer und Stadt zu sein. Die betreibt darin ihre Sicherheitswache mit Polizei und Stadtpolizei. Seit die Bahn das 138 Jahre alte Gebäude 2007 verkauft hatte, gehörte es einem britischen Immobilieninvestor. Der verkaufte es nun weiter. Doch die Stadt kam laut Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mit ihrem Angebot nicht zum Zuge.
Stattdessen gehört der Bahnhof Groß-Karben zum Portfolio der Erdinger Immobilienfirma von Neumayr und seinem Geschäftspartner Helmut Sedlmeir. 119 ehemalige Bahnhofsgebäude habe die Firma im Paket von dem Immobilieninvestor gekauft, sagt Neumayr. „Die sind ganz unterschiedlich.“ Frankfurter Berg, Frankfurt-Sportfeld und Mühlheim gehören auch dazu. „Groß-Karben ist eines der Sahnestückchen.“ Denn der Bahnhof sei saniert und voll vermietet.
Großes Geheule
Deshalb ist für Maximilian Neumayr klar: Ein Verkauf an die Stadt sei „nicht zu unserem Paketpreis“ möglich. Den habe das Unternehmen ja nur erhalten, weil es eben schlechtere und bessere Objekte en bloc übernommen habe. Auf der Internetseite preist die Firma den Bahnhof zwar mit einem alten Foto an, auf dem er noch unsaniert zu sehen ist. Allerdings verlangen Neumayr und Sedlmeir satte 309 000 Euro dafür.
Dagegen setzt Bürgermeister Rahn auf einen niedrigeren Preis. Denn er pocht auf ein Vorkaufsrecht der Stadt, da sie Mieter sei und der Bahnhof öffentlich genutzt werde – und weiterhin so genutzt werden solle.
Ein Vorkaufsrecht der Stadt gebe es nicht, widerspricht Maximilian Neumayr. „Solche Bürgermeister kenne ich schon: Die preschen vor, und am Ende ist das Geheule groß.“ Sein Unternehmen habe das Gebäude gekauft, und solche Vertragsregelungen gebe es nicht. Wobei Neumayr das Interesse der Stadt am Bahnhof nachvollziehen kann: „Klar, dass sie ihn gerne hätten.“ Schließlich sei der Bahnhof ja schön saniert. „Ich hoffe, dass sich der Bürgermeister mit mir einigt.“
Der aber ist nicht bereit, über den Preis zu verhandeln, den der neue Besitzer aufruft: „Bei diesem Bahnhofs-Monopoly werden wir nicht mitmachen.“ Wie viel die Stadt zu zahlen bereit sei, mag Rahn nicht sagen. Er geht aber davon aus, dass die neuen Eigner erheblich weniger als 200 000 Euro für den Bahnhof gezahlt haben.
Neumayrs Preisvorstellung sei deshalb überhöht, findet der Rathauschef. Das zeige sich auch daran, dass schon das Verkaufsexposé nicht stimme. Darin sind beispielsweise 270 Quadratmeter Wohnfläche erwähnt. „Eine Wohnnutzung können Sie so nah an der Bahnstrecke vergessen“, sagt Rahn. Außerdem preisen Neumayr und Sedlmeir an: „Alle Flächen haben enormes Mietsteigerungspotential.“
Ass im Ärmel
Was der Bürgermeister zurückweist. „Zur Not errichten wir für die Sicherheitswache auf einem Nachbargrundstück einen Neubau“, sagt Rahn. Zudem habe die Stadt ein Ass im Ärmel: Sie könnte per Bebauungsplan eine Nutzung des Areals vorschreiben. (den)