Nicht den Büdesheimer Schlossgeist hat am Tag der Deutschen Einheit die Schönecker SPD gesucht, sondern eine passable Lösung, wie das Alte Schloss saniert werden kann, ohne dass sich dabei die Gemeinde finanziell übernimmt.
Schöneck. Auf die Idee, die Bürger noch einmal in das Alte Schloss einzuladen, war die Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) nach der jüngsten Bürgerversammlung gekommen. Dort war sie von einigen aufgeregten Bürgern regelrecht überschrien worden, als sie mit dem möglichen Investor Werner Dietz aus Schotten versuchte, dessen vorerst auch nur vagen Pläne zur Sanierung des Schlosses und dem gleichzeitigen Bau von rund 20 behindertengerechten Wohnungen im Schlossgarten der Bevölkerung näher zu bringen.
„Die Gemeinde hat einfach kein Geld mehr übrig für zuerst die Sanierung und später dann für den Unterhalt“, erklärte die Bürgermeisterin auch an diesem Vormittag den rund 50 erschienenen Bürgern. Allein die Sanierung der Außenfassade würde nach einem Gutachten schon 350 000 Euro verschlingen. Und dann käme die Innensanierung, für die lägen noch nicht einmal grob geschätzte Zahlen vor. „Egal wie, wir als Gemeinde können das nicht stemmen“, wiederholte Rück ihre Feststellung ein ums andere Mal.
Deshalb könne sie auch nicht verstehen, warum sich die Bürger in der Bürgerversammlung im Juli so uneinsichtig gezeigt und in einer nicht gerade anständigen Art dem Investor, aber auch ihr das Wort abgeschnitten hätten. Trotzdem stehe der Investor noch parat. Er will nicht nur das alte Schlossgebäude grundlegend sanieren, es behindertengerecht für zehn Wohnungen ausbauen (zurzeit gibt es fünf Wohnungen im Schloss), sondern es auch anschließend weiterhin offen für die Bevölkerung halten.
Verkehr bereitet Sorgen
Wie vom Gemeindeparlament einstimmig beschlossen, wurden zunächst erst einmal ein Verkehrs- und ein Lärmschutzgutachten in Auftrag gegeben. Das waren auch an diesem Tag die ersten Punkte, bei denen die offensichtlichen Gegner des Verkaufs des Alten Schlosses nachfragten.
„Der Verkehr zum und vom Sportplatz am Ende der Straße strapaziert doch schon jetzt die Nerven der Anlieger. Da brauchen wir nicht noch zusätzlichen Verkehr von den Bewohnern der geplanten 30 neuen Wohneinheiten“, meint hörbar aufgeregt ein älterer Herr. Zudem werde der alte Schlossgarten gänzlich zerstört, wenn der Weg durch ihn zu einer Durchfahrts- oder zumindest Anliegerstraße ausgebaut würde. Aber genau wie schon bei der Bürgerversammlung schienen auch an diesem Vormittag alle auf Ausgleich gerichteten Worte der Bürgermeisterin und auch deren Hinweis, dass über den Verkauf noch längst nicht entschieden worden sei, vergebens.
Schimmel und Risse
„Die wollen nur das letzte Tafelsilber der Gemeinde verscherbeln. Hier sind doch nirgendswo Schäden zu sehen“, sagt ein ältere Dame scheinbar unbeeindruckt von den Worten der Rathauschefin. Die nahm die Bemerkung aber trotzdem auf: „Ich darf sie aus Sicherheitsgründen schon gar nicht in Räume führen, die entweder wie der Keller total verschimmelt sind oder schon erste Risse zeigen.“
Dann aber berichtet Rück noch einmal über den derzeitigen Stand der Dinge. Seit 1960 gehört das Schloss der Gemeinde. Vor knapp 30 Jahren wurde das Schloss das letzte Mal gründlich renoviert. Danach sei aber nie wieder ein Cent zum Erhalt des Gebäudes in die Hand genommen worden. Weil das Schloss einerseits als Kleinod der Gemeinde unbedingt erhalten werden soll, andererseits das Geld fehlt, hat die Gemeindevertretung einstimmig dessen Verkauf beschlossen. Wie hoch der Verkaufspreis liegen wird, und ob er den momentanen Buchwert in der Gemeindebilanz von einer Millionen Euro einspielen wird, das wird die Zukunft zeigen.
Dass ein Erhalt und die spätere Nutzung eines denkmalgeschützten Gebäudes möglich ist, zeigt das Beispiel des Neuen Schlosses auf der anderen Straßenseite. Das hatte das Land Hessen 1998 verkauft. Der Investor hatte das Schloss luxussaniert, Eigentumswohnungen geschaffen und auf dem Grundstück für weiteren Wohnraum gesorgt.