Ausgelassen feierten über 200 Besucher den ersten Geburtstag des Massenheimer Wochenmarktes. Dort geht es nicht nur um Gemüse, Brot und Fisch. Mindestens genauso gefragt ist der Weinstand, wenn der Dorfplatz jeden Mittwoch zum geselligen Treffpunkt wird.
Bad Vilbel. Jahrelang hat es gedauert, bis Norbert Kühl (SPD) im vergangenen Jahr der Durchbruch gelang. Als Vertreter des Seniorenbeirats wollte er die ausgedünnte Infrastruktur des Ortsteils bereichern, vor allem älteren Massenheimern bequeme und frische Einkaufsgelegenheiten bescheren. Inzwischen ist der Markt als Dorftreff ein voller Erfolg – aber auch zum Einjährigen waren Rollatoren nicht zu sehen. Ausgerechnet von den Senioren werde das Angebot nicht so gut angenommen, erklärte er jetzt den verblüfften Kollegen im Seniorenbeirat. Ein Grund sei, so habe er gehört, die Meinung vieler älterer Mitbürger, die zu ihren Enkeln sagten: „Du erbst mein Haus, dann kannst du auch zwei, drei Mal in der Woche einkaufen gehen.“
Flair als Treffpunkt
Doch dafür gibt es andere, die den Markt für sich entdecken, darunter viele junge Mütter wie Cordula Maudrich, in deren Arm der anderthalbjährige Leonas gerade in aller Ruhe das quirlige Treiben beobachtet. Sie ist erst vor kurzem nach Massenheim gezogen, hat den Markt gleich entdeckt. Brot, Gemüse, Fischbrötchen kaufe sie dort. Das Angebot sei prima, da es aus regionalen Produkten bestehe. Im Supermarkt hingegen wisse man nicht, wo es herkomme.
Ein zweiter Grund ist die Gelegenheit, sich zu treffen. Neben ihr steht Kerstin Garn mit ihrem zweijährigen Sohn Bruno und einem Glas Rotwein. „Was wir kaufen, essen wir auch gleich hier“, meint sie fröhlich. Das Einzige, was noch fehle, sei der Glühwein – im Winter. Und, dass ihre Kleinen nicht ganz unbeschwert herumlaufen können, weil vor dem Dorfplatz der Verkehr weiter fließt.
Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) erinnert daran, dass er den Markt zwar unterstützt habe, aber anfangs nicht sicher gewesen sei, ob das erste Jahr gelinge. Nun aber könne man getrost das fünfjährige Bestehen ansteuern. Er dankte den Beschickern, aber ein Markt sei mehr, lebe vom Flair als „Punkt, wo man sich gerne trifft“. So wie der Markt am Niddaplatz, der „spitzenmäßig“ angenommen werde. Nur in Dortelweil sei der Zuspruch geringer, „aber dort gibt es auch vielfältige Einkaufsmöglichkeiten“ im Brunnencenter nebenan.
Sommerloch vorbei
Vera Blondi ist eine Marktfrau der ersten Stunde, verkauft seither Backwaren und Käse vom Dottenfelderhof.
Ein Sommerloch habe es gegeben, berichtet sie, „aber jetzt kommen die Besucher wieder“. Es gebe schon auch sehr viele Ältere, aber auch junge Familien. Um 15 Uhr ist Marktbeginn, „ab 16 Uhr geht es dann los, ab 18 Uhr kommen auch die Berufstätigen noch vorbei“, hat sie beobachtet. Die Mischung der Marktstände stimme, aber der Umsatz „ist für uns noch okay, wenn es weniger wird, müssten wir uns zurückziehen“, gibt sie zu bedenken.
Vier Stände gehören zum festen Stamm des Wochenmarktes, berichtet Kühl. Das sind neben dem „Dotti“ noch Fisch-Augustin, die Metzgerei Kemmler sowie der Massenheimer Laupus-Hof.
Dazu kommen immer wieder Gäste wie jetzt ein Honigstand oder ein örtliches Deko-Geschäft, Brauns Living. Ab Oktober zahlen sie erstmals geringe Standgebühren: fünf Euro für Dauerbeschicker, 2,50 Euro für die anderen. Im Schnitt gebe es 150 bis 200 Besucher.
Party nach der Arbeit
Zum Einjährigen spielt ein Alleinunterhalter, Walter Palms Tastenband, auf, lädt mit dem Schneewalzer zum Schunkeln ein. Der Bad Homburger „Brezelbub“ Norbert März verschenkt hundert Brote. Auch 500 Lose werden verkauft, deren Erlös auf ein Stadt-Konto für Investitionen auf dem Markt fließen soll, so Kühl. Er hofft, dass die Besucher beim Feiern nicht das Einkaufen vergessen, abends gebe es die große After-Work-Party. Doch schon nachmittags funkeln Wein und frischer Süßer in den Gläsern. Auf den trockenen Grauburgunder setzt die Runde des „Mittwochstreffs“, ein Kreis von fünf bis acht Leuten, erzählt Wolfgang Grimm – „bei Wind und Wetter – und wenn es regnet, holt Steffen Laupus einfach noch einen Schirm hervor.“ Ein anderes Problem hat Grimm selbst gelöst. „Früher sind manchmal Blätter der Linde in die Weingläser gefallen.“ Nun hat er Holzbierdeckel umfunktioniert und mit dem Massenheimer Wappen und „Mittwochstreff“ versehen.