Ein Ziel hat Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr erreicht: Er hat die entscheidenden Personen zur Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes an einen Tisch bekommen. Doch glücklich ist er mit dem Ausgang der Elefantenrunde in Wiesbaden nicht.
Bad Vilbel/Wiesbaden. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) hatte endlich gerufen, und alle folgten sie ins Sozialministerium. Dort sollte die bereits mit rauen Tönen überzogene Diskussion um die Reform des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) wieder auf die sachliche Ebene geholt werden. Um 10 Uhr betreten Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und sein Neu-Isenburger Amtskollege Herbert Hunkel (parteilos) den Sitzungssaal 831 im achten und obersten Stockwerk des Ministeriums. Dort sitzen bereits Landräte vom Werra-Meißner- bis zum Rheingau-Taunus-Kreis. Und eine große Delegation der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, angeführt von dem Vorstandsvorsitzendem Frank Dastych und dem Bereichsleiter Recht, Michael Steinbring. Dann gehen die Türen für die Presse zu.
Als sie fast genau zwei Stunden wieder aufgehen, scheint etwas mehr Gelassenheit in die zuvor kampfbereiten Gesichter eingekehrt zu sein. Doch nicht für lange. Denn schon bei den ersten Sätzen des KV-Sprechers Karl Matthias Roth vor laufenden Kameras des Hessischen Rundfunks ziehen skeptische Falten bei Stöhr auf.
Spätere Lösung
Roth will nicht in eine Falle tappen, bleibt reserviert, betont, dass alle Möglichkeiten offen stünden. Darüber müsse aber der Vorstand entscheiden. Doch zweifelsfrei lässt er auch erkennen, dass an den bisherigen Regelungen, die die Schließung der Notdienstzentrale in Bad Vilbel zur Folge hatte, festgehalten werden soll.
Bürgermeister Thomas Stöhr widerspricht dann auch den Aussagen Roths vehement: „Wenn es doch seit 23 Jahren ein funktionierendes System hier gibt, warum denkt man dann über eine vielleicht später notwendige Änderung nicht auch später nach?“, kommentiert er kopfschüttelnd die Aussagen Roths, dass man die Reform als Ganzes sehen müsse und sie eben jetzt an der Reihe sei. Gegen die Pläne der KV will Stöhr dann auch weiter mit allen Mitteln kämpfen, um die Schließung zum 1. Juli rückgängig zu machen. 7000 Unterschriften der Bad Vilbeler Bürger hat Stöhr KV-Sprecher Roth dazu gestern übergeben.
Stöhr dankt Grüttner für dessen Vermittlung und die Initiative zu dem gestrigen Gespräch, appelliert aber auch an ihn, seine Rechtsaufsicht weiterhin wahrzunehmen und dabei die Zufriedenheit der Patienten im besonderen Augenmerk zu behalten. „Wir haben festgestellt, dass der Minister nicht alles über einen Kamm schert“, wertet er als positives Zeichen, auch wenn er sehr skeptisch zur Konferenz gekommen sei.
Knall auf Fall
Die Skepsis scheint berechtigt. Noch vor dem Gespräch führte Stöhr noch einmal an, wie sehr sich die Bürger als Patienten und die Ärzte selbst den Fortbestand der Zentrale wünschten. „Wir hoffen, das sich die KV auf eine Einzelfallbetrachtung einlässt. Die Vorteile, die der Bereitschaftsdienst in Bad Vilbel aufzuweisen hat, sollten beibehalten werden.“ Und auch nach dem Gespräch ist Stöhr immer noch dankbar für das Gespräch, das Grüttner anberaumt hat. Doch für ihn wird auch klar, dass die KV auf Zeit spielt. „Knall auf Fall wurde die Notdienstzentrale geschlossen. Das hat dramatische Vorgänge zur Folge, die die KV überfordern und die wir nun mit dem von uns initiierten Fragebogen dokumentieren wollen.“ Ein Ergebnis des Gesprächs sei jetzt erfreulicherweise auch, dass unter Federführung des Ministeriums ein ebensolcher Fragebogen erstellt und bis 1. September verteilt werden soll. Ergebnisse werden bis 1. November erwartet.