Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Stöhr, vor einigen Tagen unternahmen wir einen Ausflug in Ihre schöne Stadt Bad-Vilbel und besuchten u. a. auch den Kurpark. Hier fiel uns in der ansonsten sehr schön durch blühende Blumen gepflegten Anlage ein großes Denkmal auf. Bei näherem Hinsehen erkannten wir, dass es sich um das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges handelt. Wenn auch die abgebildeten „marschierenden Soldaten“ und die Inschrift nicht mehr in unsere Zeit und Gedenkkultur passen, so ist es doch ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges und sollte als Zeitdenkmal erhalten werden. Aus der Presse erfuhr ich, dass es um diese Angelegenheit in der Vergangenheit einige politische Diskussionen gab. Wie auch immer die Entscheidung mit dem Umgang um das Denkmal ausgegangen ist, das soweit mir bekannt ist, in der NS-Zeit eingeweiht wurde, so hat uns doch der aktuelle Zustand erschüttert. Die Namenstafeln der gefallenen und vermissten Soldaten (die ja wohl keine Nazis waren) befinden sich in einem sehr schlechten Zustand und sind kaum noch lesbar. Eine Platte wurde ersatzlos herausgerissen und bietet ein hässliches Bild. Die halbrunde Mauer ist sehr marode und durch Efeu fast zugewachsen. Durch die Eibenbüsche kann man kaum noch erkennen, dass es sich um ein Ehrenmal handelt. Das Schlimmste aber ist, dass der Platz anscheinend als öffentliche Toilette genutzt wird und eher einem „Hundeklo“ ähnelt als einem Ehrenmal.
Gerade im 100. Gedenkjahr zum Beginn des Ersten Weltkrieges müsste die Stadt Vilbel etwas angemessener mit dem Gedenken an ihre Gefallenen umgehen. Das es auch anders und besser geht, sahen wir auf dem nahe gelegenen Friedhof Ihrer Stadt. Diese Anlage kann man nur als vorbildlich bezeichnen, wie hier mit den Denkmälern und Kriegsgräbern von drei Kriegen umgegangen wurde.
Mir ist bekannt, dass es in Zeiten leerer Kassen für die Kommunen immer schwieriger wird, öffentliche Grünanlagen in einem sauberen, würdigen Zustand zu belassen. Aber gerade hier im Kurpark müsste es fürs erste schon genügen, den Ort etwas sauber zu halten und die Büsche so zu beschneiden, dass man die Namenstafeln noch erkennen kann.
Wenn mir auch als „Gast“ nicht zusteht, Ihren politischen Entscheidungsträgern Ratschläge zu erteilen, so bitte ich Sie, sich einmal das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges aus Kelsterbach an der Mainuferstraße anzusehen. Hier wurde an ein 1938 eingeweihtes „Heldendenkmal“ (ohne Namen) eine Informationstafel angebracht, die den Bürger über die Zusammenhänge informiert. Ich finde ein sehr gutes Beispiel, wie man auch mit Erinnerungskultur an die Opfer von Krieg und Gewalt umgehen kann. Bitte betrachten Sie mein Schreiben als kleine Anregung, einmal darüber nachzudenken. Herzlichen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
aus Dreieich
Hans Günter Thorwarth