Mit Musik und Tanz, in Worten und mit Liedern, in Sketchen und Parodien, in Reden und Interviews verabschiedeten sich Kollegen, Mitarbeiter, Weggefährten, Sponsoren und Politiker aus Bad Vilbel und Karben von Juliane Zollmann-Lang. Die 62-Jährige übergibt die Leitung der Musikschule Bad Vilbel und Karben am 1. Juli an ihren Nachfolger Martin Förster (43) von der Musikschule Hohenlohe.
Bad Vilbel. „Ab Juli kann Frau Zollmann oft spazieren gehen und die Sterne sehen, ist das nicht wunderschön?“, sang das Kollegium zur vom Fachbereich Streicher gespielten Musik. Die Gäste im Dortelweiler Sport- und Kulturforum klatschten den Takt der beschwingten Melodie begeistert mit. Zeit für einen geruhsamen Blick in den Sternenhimmel dürfte die rührige Kapitänin der Musikschule erst frühestens ab September haben. Solange will sie ihrem Nachfolger bei der Einarbeitung zur Seite stehen. Die Musikschule Bad Vilbel und Karben gehört zu den größten und schülerstärksten in Hessen. Unterrichtet werden in beiden Städten von 81 Lehrern 2600 Schüler, davon ein Drittel Schüler in der Karbener Zweigstelle. Der Etat der Musikschule beträgt jährlich 2,2 Millionen Euro. Rund 90 Prozent des Budgets werden für Personalkosten aufgewendet. Vor 45 Jahren wurde die Musikschule Bad Vilbel gegründet, die Karbener Zweigstelle im Jahr 1996.
„Ich gehe mit einem lachenden und zwei weinenden Augen“, sagte Zollmann-Lang. Sie verabschiedete sich von „ihrer Musikschule“ nach 21 Jahren als Leiterin, die zuvor bereits 13 Jahre lang dort als Musiklehrerin gearbeitet hat. Bei ihren Gästen und allen, die an diesem Abend auf der Bühne standen, bedankte sie sich „für die liebevolle und schöne Abschiedsfeier“ mit den Worten: „Es ist ein Traum! Wir arbeiten mit dem ganzen Herzen“, versicherte sie.
1993 sei sie mit der Vision angetreten, eine Musikschule zu etablieren, die an der Leistung ihrer Schüler und der Zufriedenheit ihrer Lehrer gemessen werden sollte. Beides ist ihr gelungen. Ein Zeichen für die Qualität ist die hohe Zahl von Preisträgern beim Landes- und Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Unter der Leitung von Juliane Zollmann-Lang haben sich neue Fachbereiche gegründet, wurden eigene Leiter für Bläser, Zupfer und Streicher eingestellt, alle Fachbereiche profilierten sich in der Öffentlichkeit mit Konzerten. „2009 war mein schönstes Jahr, da feierte unsere Musikschule ihr 40-jähriges Bestehen und ich konnte bei allen Veranstaltungen meine Ernte einfahren. Dieses Jahr hat mich so glücklich wie nie eins zuvor gemacht.“ Die Arbeit mit vielen Menschen habe ihr Berufsleben bereichert und werde ihr fehlen. „Ich bin immer gern zur Arbeit gegangen und habe mir die Sinnfrage nie gestellt.“
Ein Löcherstopf-Kurs
In einem lustigen Sketch parodierte Zollmann-Lang einen typischen Arbeitstag als Musikschulleiterin und plauderte aus dem – vor ihr stehenden – „Nähkästchen“. Sie zeigte ihren Gästen ihr Netzwerk, ihr Stopfgarn fürs Stopfen von Löchern aller Art, Sicherheitsnadeln und Flecken zum Schließen von Finanzierungslücken, ihre Einfädelhilfe für viele Dinge, die sie habe einfädeln müssen, das Maßband mit dem sie sich an anderen Musikschulen messe, ein Gummiband für die Flexibilität bei der Arbeit und eine Schere zum Abschneidern vieler alter Zöpfe. Sie bedankte sich für die gute Kooperation mit der Regenbogenschule bei der ehemaligen Schulleiterin Hanne Mühle und bei Rektor Franz Wild für die Zusammenarbeit mit der Kurt-Schuhmacher-Schule in Karben. Ihr besonderer Dank galt „meiner Schwester, Freundin, Kollegin und Karbener Zweigstellenleiterin“ Angela Krämer-Galande.
Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr lobte die Musikschulleiterin Juliane Zollmann-Lang in seinem für beide Städte vorgetragenen Grußwort für 34 erfolgreiche Jahre an der Musikschule. Die Musikschule sei für die beiden Wetterauer Städte der erste Anlass für eine interkommunale Zusammenarbeit gewesen. Zu den Festrednern gehörten ihre Schwester, Angela Krämer-Galande, die die Musikschullehrer Benedikt Bach und Klaus Dreier interviewte, außerdem noch Laudator Jürgen Werner, der Vorsitzende des Trägervereins, dessen stellvertretender Vorsitzender Herbert Reitz, der als Moderator durchs Programm führte, sowie Hans Joachim Rieß vom Verband der Musikschulen.
Die Lacher auf ihrer Seite hatte Sängerin und Harfenistin Esther Groß als grandiose Putzfrau Ursula. Musikalische Ständchen brachten die Lehrer-Jazz-Combo dar, viele Musiklehrer als Solisten, im Duo, als Band, und zwar singend, spielend und tanzend.