Es ist ein gespenstischer Anblick: An der Nidda sind einige Bäume komplett in Spinnweben eingehüllt. Doch das Gartenamt betont, dass es keine dauerhaften Schäden geben wird.
Bad Vilbel. Am Niddaufer unterhalb der Dortelweiler Kleingärten stieß Stadtrat Klaus Minkel (CDU) auf einen bedrückenden Anblick. Flussseits südlich der Fußgängerbrücke seien drei Bäume schwerst befallen, landseits östlich der Straßenbrücke ein weiterer Baum.
Schon von Weitem fallen mitten im blühenden Grün bleichgraue, silbrige Farbtöne auf. Die gesamten Baumstämme sind von Spinnweben umhüllt. An den Ästen hängen gewebte Beutel, in denen deutlich erkennbar große Larven sind. Ob es sich um den gefährlichen Eichenprozessionsspinner handele, fragte sich Minkel. Gegen dessen Verbreitung hat die Stadt gerade eine groß angelegte Sprühaktion organisiert.
Im Frühjahr 2011 musste eine Gruppe von Hobbygärtnern und Obstbauern im Bad Vilbeler Wingert eingreifen. Dort grassierte die Apfelgespinstmotte und drohte, den Obstbäumen den Garaus zu machen. Dort hatte sich bereits 2009 eine natürliche Katastrophe angekündigt, denn Apfelbäume wurden von der Gespinstmotte so stark befallen, dass von einigen Bäumen alle Blätter abgefressen wurden.
Auch die Situation jetzt an der Nidda „sieht sehr gefährlich aus und beunruhigt die Passanten“, betont Minkel und bat beim Gartenamt um Auskunft. „Das ist ,nur’ die Traubenkirschen-Gespinstmotte“, antwortete Frank Hornburg: „Diese besitzt keine Brennhaare, die für uns Menschen gefährlich sind. Die befallenen Bäume werden zwar womöglich kahl gefressen, sollten aber später noch mal austreiben – der Johannistrieb –, dann ist der Spuk auch für dieses Jahr vorbei“, prophezeit Hornburg. „Es sind vor allem Traubenkirschen, die von der Traubenkirschen-Gespinstmotte befallen sind“, sagt Karl-Heinz Jelinek, Insektenforscher vom Nabu in Nordrhein-Westfalen. Aber auch Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln oder Weiden seien bisweilen mit einem dichten Gespinst überzogen, gelegentlich auch Obstbäume. „Den seidigen ,Schleier’ spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen“, erklärt Jelinek. „Anfang Juli schlüpfen bereits die weißen, schwarz gepunkteten Falter der Traubenkirschen-Gespinstmotte.“ Vom Giftspritzen hält der Naturschützer wenig. „Das ist meistens ebenso sinnlos wie gefährlich für die Umwelt, da von Insektengiften auch die natürlichen Feinde der Gespinstmotten betroffen sind.“