Seit 1. Januar arbeitet die neue Feuerwache Karben Mitte als Einheit. Die Zusammenlegung der Einsatzstellen Klein- und Groß-Karben bringt den Brandschützern mehr Möglichkeiten, gleichzeitig wachsen aber auch die Aufgaben.
Karben. Dumpf und entfernt klingt das Rauschen des Wassers, das aus dem lecken Ventil flutet. Nur langsam, Schritt für Schritt, kann sich Maximilian Zeifang der Pumpe nähern. Der Neunzehnjährige steckt in einem Chemikalischen-Schutzanzug (CSA) des Kreisfeuerwehrverbands Wetterau und absolviert einen Lehrgang.
Durch den Sichtschutz seines Anzugs, in dem er vor den Einflüssen seiner Umwelt luftdicht verschlossen ist, erkennt Zeifang seine beiden Feuerwehrkollegen nur schemenhaft. Gemeinsam müssen sie das Leck irgendwie schließen. Alles, was sie zur Verfügung haben, sind ihre Funkgeräte, drei Schraubschlüssel – und ihre Erfahrung als Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr.
In ähnlichen Situationen können Sekunden entscheiden. Doch mit mehr als 30 Kilogramm Gewicht auf dem Rücken und den klobigen, steifen Gummihandschuhen sind Schnelligkeit und Fingerspitzengefühl alles andere als selbstverständlich. Deswegen trainiert Zeifang mit zehn weiteren jungen Kameraden aus dem Wetteraukreis über zwei Tage auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Karben Mitte.
Sicherheit ist Trumpf
Ob die Brandschützer einen Rohrbruch beheben, mit schwerem Kanister bepackt in einen Schacht steigen oder auf einer schmalen Leiter in ein Löschfahrzeug klettern müssen – was zählt, ist die höchstmögliche Sicherheit aller beteiligten Einsatzkräfte. Die erreichen sie nur durch Teamarbeit. „Was die Teilnehmer hier leisten, geht weit über das Feuerlöschen hinaus“, betont Peter Dietz. Er überwacht die Rohrbruch-Übung von Maximilian Zeifang und seinen Kollegen mit kritischen Augen. Dreimal im Jahr leitet der Kreisausbilder und Vorsitzende der Bad Nauheimer Feuerwehr mit den Kollegen Sascha und Michael Schäfer den CSA-Lehrgang als zweiten Teil des zweiwöchigen Atemschutzgeräteträgerlehrgangs.
Einer der CSA-Lehrgänge findet regelmäßig in Karben statt. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Übung, auch wenn es mit dem Anzug wirklich schwer war, die Aufgaben zu meistern“, erklärt Maximilian Zeifang über sein Funkgerät, nachdem sich alle Teilnehmer wieder in der großen Halle des Gerätehauses „Am Breul“ versammeln.
Wie beim echten Einsatz mit Gefahrstoffen, etwa mit giftigen Gasen oder radioaktiven Strahlen, müssen Feuerwehrleute auf Regeln achten, um sich beim Ablegen des CSA nicht zu kontaminieren. Vorsichtig öffnet Michael Kionka (27 Jahre), der mit Zeifang seit mehr als zehn Jahren bei der Klein-Karbener Feuerwehr aktiv ist, den Reißverschluss an der Seite von Zeifangs Anzug.
Drei-Farben-Lehre
Zeifang, der sich in voller Feuerwehrmontur mit luftdichter Atemschutzmaske, umluftunabhängigem Atemschutzgerät und Flammschutzhaube langsam aus seinem Anzug schält, steht dabei auf einer runden Kunststoffplane. Diese wird anschließend wie ein Sack um den CSA geschnürt. „Grundsätzlich gilt, der Hinweg ist der doppelte Rückweg“, sagt der stellvertretende Stadtbrandinspektor Christian Becker. Auch Zeifang hat Eile beim Ablegen seines CSA, denn seine Luft ist auf maximal 30 Minuten begrenzt.
Da gefährliche Stoffe auch durch die Haut aufgenommen werden, muss der Kandidat nun aus dem „gelben“ Bereich, in dem er den CSA ablegt, nachdem im „roten“ Bereich bei Ernstfällen der Anzug grob mit Wasser abgespült wurde, in den „grünen“ Bereich.
Auch die Theorie birgt natürlich so ihre Tücken. Bei ihrer abschließenden Klausur müssen die jungen Feuerwehrkräfte 20 Fragen beantworten. Danach geht es für Zeifang und die anderen erst mal in den ersten Stock zum Mittagessen, dass die neue Einsatzstelle in Karben-Mitte organisiert hat.