Die Idee eines einigen Europas ist ein großartiger Gedanke, eine Friedensidee, in ihrer gesellschaftlichen Schönheit und Bedeutung nicht zu überbieten. Sieht man allerdings aufmerksamer hin und zu, wie dieser Gedanke verwirklicht wird, dann denkt man eher an eine Katastrophe, bei der alle Glühbirnen, aber auch die Sicherungen durchbrennen. Am gefährlichsten ist das gewaltige Demokratiedefizit, eine Krebsgeschwulst, unter der die Europäische Union mittlerweile schon chronisch leidet.
Und effektiv kontrollierbar sind die sich absolutistisch gerierenden Kommissare in Brüssel auch von niemanden. Und so etwas verführt Politiker immer, nicht nur einen Baroso oder Karel De Gucht. Daher gebären sich die Köpfe auch eher als Rädelsführer, die eigeninteressengesteuert ihr Ding durchziehen, mal die normalen Glühbirnen verbieten und uns Gift in Form von Quecksilber in die Wohnungen einschleusen, oder zum Wohle der Autowerkstatt des Neffen geschäftstüchtig am jährlichen Pkw-TÜV herumschrauben, den Nepotismus schmieren und das Volk belügen.
Gäbe es den investigativen Journalismus nicht, wir wüssten heute noch kein Wort von diesen Anschlägen und Machenschaften.
Die EU ist längst zu einer Union der Undurchschaubaren geworden. Nicht nur ihr Treiben in den Hinterzimmern, wo in kleinen Klüngelkreisen gefährliche, ja schädliche Freihandelsabkommen ausgebrütet werden, ist undurchschaubar, sondern ebenso unüberschaubar ist das gravierend intransparente EU-Vertragsgeflecht, die Unzahl an schwachsinnigen Regelungen und die idiotischen Normvorschriften sowie die wahnwitzigen Eingriffe bis in die regionalen Gegebenheiten der Länder hinein. Das einzige, was wirklich funktioniert, das ist das Wuchern der „Brüsseler Bürokratie“, jener Eurokratie, die kaltschnäuzig über die Bürgerschaft hinweg redet und trampelt und gegen die wirksame Widerstände nur umständlich und sehr schwer organisierbar sind.
Anstatt Roaming-Gebühren radikal abzuschaffen und Handyflat-rates europaweit als gültig zu erklären, unabhängig davon in welchem EU-Land sie abgeschlossen wurden, versuchen sie da und dort schwer erreichte europäische Standards mit einem Federstrich zu unterwühlen, in dem sie uns ein gefährliches Freihandelsabkommen mit den USA als Mühlenstein und genmanipuliertes Huhn an den Hals hängen, das niemand braucht und auch keiner will, das nur einigen Großkonzernen zur unmoralischen Gewinnmaximierung dient. Solch kriminelle Impulse verschlagen einem glatt die Sprache. Solch ein Europa und den kruden Missbrauch einer schönen Idee brauchen wir nicht.
Ich hätte mir daher gewünscht, die Schläfer aus der CDU (aber auch die aus der SPD) wären in ihrer euphorischen Lobhudelei am Wochenende in Berlin zumindest zeitweise mal richtig wach geworden. Aber eingeschläfert durch Selbstbeweihräucherung weckt sie scheinbar nichts und niemand auf.
Vielleicht schafft das ja die bevorstehende Europawahl am Sonntag, 25. Mai.
Horst Samson