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Führungswechsel

Der offizielle Abschied: Brother- Europachef Tada (re.) und Konzern-Präsident Terry (Mitte) wünschen Lothar Harbich bei einem Manager-Treffen in Manchester alles Gute. Fotos: Privat
Der offizielle Abschied: Brother- Europachef Tada (re.) und Konzern-Präsident Terry (Mitte) wünschen Lothar Harbich bei einem Manager-Treffen in Manchester alles Gute. Fotos: Privat

Es waren exakt 12 418 Arbeitstage: Einer der dienstältesten Wetterauer Geschäftsführer hörte im März auf! Lothar Harbich geht nach 33 Jahren beim Bad Vilbeler Bürotechnikhersteller Brother – davon 14 Jahre als Chef – in den Ruhestand.

Der Neue: Matthias Kohlstrung.
Der Neue: Matthias Kohlstrung.

Bad Vilbel. Den jetzigen aktuellen Deutschland-Abschluss nahm Harbich noch voll auf seine Kappe. Kein Wunder, die Zahlen können sich sehen lassen: Der Umsatz sank zwar leicht auf 330 Millionen Euro (im Geschäftsjahr 2011/12 waren es noch 365 Millionen Euro), aber dafür stieg der nicht näher genannte Gewinn etwas – er liegt im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Den Umsatzrückgang führt Harbich darauf zurück, dass weniger ausgedruckt werde. Um diesen Rückgang aufzufangen, tummelt sich Brother seit einigen Jahren auch in anderen Sparten wie der Konferenztechnik – oder kauft Firmen beziehungsweise Produkte ein, statt sie selbst teuer und langwierig zu entwickeln.

An seinen ersten Tag bei Brother im Jahr 1981 kann sich Harbich noch gut erinnern – als neuer Marketing- und Vertriebsleiter. „Zunächst musste ich in der Personalabteilung noch ein paar Dinge abwickeln, dann ging’s zum Geschäftsführer und schließlich in mein Büro, das damals noch im Gebäude der Astra-Quelle war, unterhielt mich mit meiner Sekretärin und schmiedete erste Pläne – denn ich war für die neuen Produkte zuständig.“ Harbich ist studierter Wirtschaftswissenschaftler (Abschluss 1978 an der Uni Gießen), machte beim japanischen Konzern weiter Karriere und wurde im Jahr 2000 zum Geschäftsführer der Brother-Deutschlandniederlassung im Bad Vilbeler Rosengarten ernannt.

Das Geheimnis seines Erfolgs? Harbich überlegt, schmunzelt und sagt dann in seiner gewohnt ruhigen Art: „Wenn ich eines gut kann, ist es das Delegieren . . .“ Soll heißen: Zu einem guten Kapitän gehört auch immer eine gute Mannschaft. „Wichtig war mir immer, die Mitarbeiter gut zu führen und in ihren jeweiligen Positionen zu stärken – also Schwächen durch Schulungen zu verbessern. Aber auch vernünftig mit ihnen zu kommunizieren. Ohne laute Töne anschlagen zu müssen.“

Das hielt er bis zum Schluss durch. „Ich denke, dass ich meinen Nachfolger gut eingearbeitet habe. Ins Budget für das neue Geschäftsjahr habe ich ihm nicht mehr rein geredet – schließlich muss er es auch verantworten.“

Freilich musste Harbich in seinem Berufsleben auch unangenehme Entscheidungen treffen. Zu den heiklen Aufgaben zählt Harbich, dass Brother Anfang der 90er Jahre Mitarbeiter entlassen musste, weil die Geschäftslage nicht gut war. „Nach der Wiedervereinigung hatten wir uns mehr erwartet – und hatten viel zu viele Mitarbeiter . . . Das tat mir sehr weh.“ Zum Glück wuchs der Umsatz in den darauffolgenen Jahren wieder.

Ambitionen, bei Brother noch weiter aufzusteigen, hatte Harbich nicht. Dafür hätte er Japaner sein oder zumindest fließend japanisch sprechen müssen. „Und das kann ich nicht.“

Was macht Harbich in seinem Ruhestand? „Rund um mein Haus in Elz ist über die Jahre einiges liegen geblieben. Und es werden sicher noch ein paar Ergänzungswünsche meiner Frau dazu kommen . . .“ Golf spielen (Handycap 28) möchte er auch wieder. Und häufiger verreisen. Übrigens: Nicht nur Harbich war ein Brother-Eigengewächs. Auch sein Nachfolger Matthias Kohlstrung. Der 47-jährige Betriebswirt begann seine Karriere bei Brother vor 22 Jahren und ist seit 2003 Direktor Vertrieb und Marketing bei dem japanischen Konzern in Bad Vilbel. Am 1. April hat er auf dem Chefsessel Platz genommen. Bereits seit fünf Jahren war das im Konzern geplant.