Was lange währt, wird endlich gut – diese Weisheit könnte auch auf das Degenfeld’sche Schloss in Groß-Karben angewandt werden. Denn Baufahrzeuge auf dem Hof, Ansätze von Balkonen entlang der Fassade und vernagelte Fenster machen deutlich: Hier wird kräftig gebaut.
Karben. „Es läuft alles wie geschmiert“, lacht die Architektin und zugleich eine der fünf Investoren, Verena Kunad-Riederer auf der Baustelle. „Noch sind wir im Rahmen meiner Kalkulation, und ich hoffe, dass dies auch bis zum Ende der Bauzeit im November oder Dezember dieses Jahres so bleibt“. Lang hat sie um das Projekt kämpfen müssen.
Erst in der Arbeitsgemeinschaft Dorferneuerung und als es da nicht so recht voranging und die Kritiker mehr Gewicht in den Gremien hatten als die Befürworter ihres Konzepts, hat sie dann eine Investorengruppe um sich geschart. Zusammen mit ihnen, dem Banker Stephanus Arz, dem Fachanwalt für Immobilienrecht Horst Schlemminger, seiner Ehefrau Silke Schlemminger und dem Unternehmensberater Martin Obermüller, trat man an den Magistrat heran und erläuterte das Konzept.
Danach soll das Heimatmuseum im Südflügel aus zwei Etagen bestehen bleiben und im Nordflügel, der bisher größtenteils als Abstellfläche vom Museum genutzt wurde, aber in den vergangenen 15 Jahren teilweise ganz leer stand, fünf Wohnungen entstehen. Zwei kleinere Einheiten mit 45 und 70 Quadratmeter und drei größere mit je rund 100 Quadratmetern.
Im Magistrat zögert man nicht lange, schließlich hatte sich in der Vergangenheit in den politischen Gremien oftmals Streit am Nutzungskonzept des Museums entzündet. Denn vor einer Ausweitung der Nutzung durch die Stadt hätte es einer grundlegenden Sanierung bedurft. Dabei gingen die Schätzungen in die Millionen, denn das ursprünglich 1718 von Anna von Hutten-Stolzenberg erbaute und um 1800 auf die heutigen Ausmaße erweiterte Schloss steht unter Denkmalschutz.
Einigkeit erzielt
Seit 1868 befand sich das Schloss im Eigentum der Gemeinde Groß-Karben. Für die Stadt aber, das stellte sich sehr schnell heraus, war in Anbetracht der Schulden die Sanierung einfach nicht zu stemmen. So war schnell Einigkeit erzielt, allerdings unter der Bedingung, dass das Museum weiterhin im Schloss bleiben durfte, wenn auch in kleineren Ausmaßen.
Den größten Teil des 1000 qm großen Gebäudes mit seinen ursprünglich 55 Zimmern werden zukünftig die fünf Wohnungen einnehmen, in die zumindest zwei Investoren einziehen werden, darunter die Architektin Verena Kunad-Riederer. „Ich habe mich in das Schloss von Anfang an verliebt und sehr, sehr lang darum gekämpft.“ Mittlerweile werden unter ihrer Regie die Heizungs- und Elektroinstallationen verlegt, Wände gestellt und Bäder eingebaut.
90 Feuermelder
„Bei einem denkmalgeschützten Objekt ist die Wärmedämmung immer ein sehr großes Problem“, berichtet die Architektin. Das gilt natürlich auch für das Schloss. Da eine Außendämmung nicht in Frage kam, wurde innen ein neuartiges Verfahren angewandt, nämlich Zellulose, aus alten Zeitungen mit Leim vermischt, acht Zentimeter dick aufgetragen. Auf dem Dachboden, der zukünftig als Abstellraum genutzt werden soll, wurde diese neuartige Dämmschicht sogar 20 Zentimeter dick aufgespritzt.
Im gleichen Atemzug wurden die Brandschutzmaßnahmen eingebaut. „Die waren in der Tat eine nachträgliche Überraschung, die ich ursprünglich nicht eingeplant hatte“, gesteht Kunad-Riederer. 90 Feuermelder über das Schloss verteilt mit einer zentralen Meldestelle. Ein größeres Problem stellten die Balkone dar, auf die die Architektin auf keinen Fall verzichten wollte. Also bot sie der Denkmalschutzbehörde acht Entwürfe an. Sechs wurden von der Behörde verworfen, zwei ließ sie zu.
Die Sanierung betrifft aber nicht nur das Schloss, sondern auch die Nebengebäude. So sollen über dem DRK-Garagengebäude demnächst auch zwei Wohnungen entstehen. Die beiden Hallen sollen zu Garagen umgebaut werden. Das gilt auch für den Hof und das Torhaus: Während aus dem Innenhof ein kleiner Park mit Bäumen und Sitzgelegenheiten entstehen soll, ist für das Torhaus eine „kleine“ Gastronomie geplant. Für den Gesamteindruck – geplant ist für das ganze Ensemble ein altweißer Anstrich – wird dann noch die Sanierung des 18-Parteienhauses in Angriff genommen. „Allerdings nur jeweils nach Mieterwechsel. Und auch dann gibt es keine Luxussanierung“ versicherte die Architektin. (den)