Worüber soll die SPD beim politischen Aschermittwoch reden, wenn sie eine Landtagswahl verloren hat? Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl und Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich beschränkten sich beim Heringsessen der Karbener SPD darauf, beim politischen Gegner in den Krümeln zu suchen.
Karben. Wer hätte gedacht, dass eine Wetterfahne so viel Wind verursacht? Vermutlich nicht einmal die Sponsoren selbst. Die Wassernixe, die von den Freien Wählern fürs Schwimmbaddach gespendet wurde, nahm Thomas Görlich aufs Korn. „Neptunia“ hätte seiner Meinung nach eher „Ottensia“ oder besser noch „Rosemarie“ heißen sollen.
„Diese Nixe ist wieder ein Beispiel für die Alleingänge des Stadtrates Michael Ottens, der diese Spende nicht mit dem Magistrat abgestimmt hat“, griff der SPD-Fraktionschef im Klein-Karbener Anglerheim den FW-Politiker an. Da die Wetterfahne von der FW gekommen sei, wäre es wichtig, bei der Betriebskommission der Stadtwerke nun zu überprüfen, ob es sich tatsächlich um eine 100-prozentige Spende gehandelt habe.
B3-Ausbau gebremst
Als weiteres Thema wählte der Fraktionsvorsitzende die B3. „Der vierspurige Ausbau zwischen Bad Vilbel und Karben rückt näher, dafür bleibt das Nadelöhr zwischen Karben und Wöllstadt auf unbestimmte Zeit bestehen“, bemängelte Görlich. Das sei nicht im Sinne der Karbener Bürger. Schuld sei die Koalition, die sich lieber um Grundstücksverkäufe und schnellen Profit kümmere. Er bedauere auch, dass sich die SPD-Forderung nach einem Fahrgastbeirat nicht durchgesetzt habe. Dieser sei „mit schrägen Diskussionen“ vom Tisch gewischt worden.
Irritiert sei die SPD über die Stellungnahme des Naturschutzbundes zu den Bebauungsplänen der Innenstadt. „Wie ist es vereinbar, wenn der Nabu sich für den Erhalt von Natur und Frischluftschneise einsetzt und sich dann mit einem 30 Meter breiten Grünstreifen zufrieden gibt?“ Es sei verwunderlich, dass der Nabu dies akzeptiere, aber beim Rückschnitt der Platanen einen Aufstand veranstalte.
Zur geplatzten Fusion des Karbener und Bad Vilbeler Bauhofes vermisse er den Abschlussbericht, sagte Görlich: „Wenn die Presse bislang darüber nichts berichtet, dann ist bei diesem Gutachten nichts herausgekommen. Außer Spesen nichts gewesen, das ist mein Gefühl dabei.“ Besser wären direkte Gespräche mit Bad Vilbel gewesen.
Kids besser betreuen
Die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl aus Altenstadt zog ein Resümee der verlorenen Landtagswahl: „Bei der schwarz-grünen Regierung bleibt abzuwarten, wer in diesem Dschungelcamp die dicksten Kröten schlucken muss.“ Besonders interessant dürfte der Flughafen werden. Die SPD habe bei der Wahl dazugewonnen.
„Wir wollen unsere Kerninhalte wie Bildung und Sozialpolitik nicht verkaufen“, sagte Lisa Gnadl. Erst jetzt habe die Koalition eingesehen, dass die Schulzeitverkürzung „totaler Murks“ sei. Ein Augenmerk müsse man weiter auf die Kinderbetreuung legen, in anderen Bundesländern sei dies besser geregelt. Nach dem Pflichtteil folgte schließlich die Kür: Die Mitglieder der SPD ließen es sich bei Pellkartoffeln mit Heringssalat schmecken. (iz)