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Rathauschef in Ketten

Das Bad Vilbeler Rathaus ist seit Samstag fest in Narrenhand. Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und seine Helfer kapitulierten nach dem massiven karnevalistischen Ansturm. In Ketten führte ihn die Garde Richtung Verließ ab, wo er bis Aschermittwoch darben muss.

Bad Vilbel. Pünktlich um 15.11 Uhr setzte sich am Samstag der „Lindwurm zur Erstürmung des Rathauses“ in Bewegung. Mit Pauken und Trompeten im getanzten uneinheitlichen Gleichschritt, viel Fußvolk und etliche Wagen, voran die Purzelgarde der fidelen Sandhasen mit der Losung auf dem Papier „Das Rathaus wird heut“ eingenommen, Dr. Stöhr darf nicht entkommen“. Mit beschützenden Gardecorps, Bunnygarde und Stoppelhopser wurde die „Jeanne d’Arc“ Bad Vilbels, die Quellenkönigin Katharina I. begleitet. In ihrem Schutz die Komiteemitglieder vom SC Dortelweil und weitere Fußgruppen.

„Beerenauslese“

Das Prinzenpaar Ruzica I. und Jeremy I., von den Waldkindergartenkindern und den Bodentramplern umgeben, genoss vom Wagen die Huldigungen des närrischen Volkes. Dahinter die „Großkopferten“ vom Elferrat, hinter sich die „Beerenauslese“ zu Fuß. Und am Ende, man mochte es für den „Sturmangriff“ kaum glauben, die KANONE! Zur Sicherheit gegen „Hose aufgeplatzt“ oder „Beule am Kopf“ durch fehlgeleitete Kamellewürfe der DRK Kleiderladen und der Sanitätswagen. So zogen die 29 Zugnummern, die meisten von den „Fidelen Sandhasen“ gestellt, und viel Volk in prachtvollen Uniformen und fantasievollen Kostümen vom Spielplatz Ritterweiher auf Umwegen in die Parkstraße zur Rathausstürmung und zum Kurhaus. Zu einem heftigen Gefecht, bei dem mit den Klingen scharfer Wörter gefochten wurde, kam es zwischen der Anführerin der Fidelen Sandhasen, Ina Momberger-Ascher auf der närrischen Angreiferseite, und dem Hauptmann der Verteidiger, Thomas Stöhr. Mochte sich der Bürgermeister und einige seiner mitstreitenden Gesellen noch so gut verteidigen: Die Präsidentin und ihr Gardemädchen obsiegten in diesem scharfzüngigen Wortgefecht auch mit Hilfe des Prinzenpaares. Zwar versuchte Stöhr noch das Fußvolk vor dem Rathaus zu bestechen, warf freigiebig aus der Kasse reichlich Kamelle unters Volk. Meinte großspurig vom Balkon, dass die Kanone in die falsche Richtung zeigen, so das Rathaus nie und nimmer eingenommen werden würde. Doch was verstand er schon von Verteidigung? Zwischenzeitlich hatte man die Kanone gut in Stellung gebracht und schoss nun mit einer großen Ladung Konfetti das Rathaus sturmreif. So konnten danach die närrischen Fußtruppen den Hauptmann der Stadt in Ketten legen und das Rathaus übernehmen. Die weiblichen Gardemitglieder schafften ihn, der an den Ketten zerrte, ins Verließ, das da Kurhaus hieß. Dort wird er schmachten – nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag, aber bis zum Aschermittwoch bestimmt.