Die Eisbahn bringt das Fass zum Überlaufen: Der Umgang der Stadt Bad Vilbel mit dem Kurpark, ihrem kulturellem Erbe, mit Denkmalen und Quellenschutzgebiet ruft scharfen Bürgerprotest hervor.
Bad Vilbel. „Wir sind alle Vilbeler, engagieren uns für unsere Stadt, weil sie uns am Herzen liegt. Wir setzen uns für den Erhalt der Stadt und des Kurparks ein.“ Das betont Christdemokrat Thomas Kester. Seine Aussage wird mit zustimmendem Kopfnicken von Ehrenstadtrat Helmut Lehr (SPD), dem Stadtverordneten Peter Paul (Grüne), Ex-SPD-Frontmann Werner Neuss und Umweltschützer Hans Tuengerthal bekräftigt. Die Runde sieht sich als Gruppe „lockerer Kritiker“. „In letzter Zeit hatten wir viele Veränderungen in Bad Vilbel, meistens zum Nachteil der Natur. Am stärksten betroffen ist der Kurpark“, erklärt Hans Tuengerthal.
Der Kurpark sei im Innenstadtbereich nur noch „Begleitgrün“. Ihn, die Nidda und die Frischluftschneise dort in der Innenstadt zu schützen, sei ein Anliegen der besorgten Bürger. Die Nidda in die Stadt zu holen, sei 1982 ein Vorschlag der Naturschutzgesellschaft gewesen. „Damals war die Nidda nach der Regulierung in einem Kanal versenkt. Heute sind der Zugang und die Sichtbeziehung auf den Fluss trotz bankartiger Aufbauten und teurer Investitionen schlechter als zuvor.“
Peter Paul bereitet der „erschreckende Umgang der Stadt mit unserem kulturellen Erbe, dem Denkmal- und Quellenschutzgebiet“ große Sorgen. „Erik Schächer will aus unserem Kur- und Burgpark eine Eventmeile machen“, kritisiert Tuengerthal den Leiter des städtischen Bau-Fachdienstes.
Wie nach Manöver
Vor allem der Kurparkbereich zwischen Kurhaustreppe und Kriegerdenkmal, der unter Denkmalschutz stehe, sei von zunehmender Zerstörung betroffen. „Das Römermosaik und der neue Spielplatz sind sehr schön, doch sie sind wie der neue Parkplatz weitere Eingriffe in den Kurpark.“ Große Schäden habe die Eisbahn diesen Winter verursacht: „Es sieht auf der Fläche jetzt aus wie nach einem Manöver“, bilanziert Kester. „Die Grasfläche wurde abgedeckt, sie sieht aus wie ein Acker. Es braucht zwei Vegetationsperioden, bis das Gras wieder eine tragfähige Narbe hat“, befürchtet Peter Paul.
„Die Stadt arbeitet mit ihrer Gärtnerei nicht gut zusammen“, geißelt Ehrenstadtrat Lehr. „Drei Wochen vor dem Eisbahnaufbau hatten die Gärtner in diesem Bereich Frühlingsblumenzwiebeln gepflanzt.“ Alle sagten, dass sie die Idee mit der Eisbahn zwar für gut befinden, doch diese sei am verkehrten Platz aufgebaut gewesen.
„Man hätte sie nur ein paar Meter weiter westlich auf den gepflasterten Platz zwischen der Straße und dem neuen Parkplatz aufbauen müssen oder auf dem Festplatz“, findet Lehr. Der „Hammer“ ist laut Thomas Kester ein neuer, vier Meter breiter, asphaltierter oder gepflasterter Weg zwischen Kurhausvorplatz und Kriegerdenkmal.
Titel „Bad“ in Gefahr
„Bereits das Auskoffern des Weges verursacht an den flachen Baumwurzeln große Schäden“, warnt Paul. „Im Umweltbericht von 2009 für die Neue Mitte wird dieser Kurparkbereich als Parkanlage dargestellt“, erklärt Lehr. Er sei aus klimatischen Gründen laut Landschaftsplan von Bebauung freizuhalten. „Das bezog sich gegen den Bau der Mediathek“, fügt Umweltschützer Tuengerthal hinzu. „Man beabsichtigt auch die Wiesen rund um das Kriegerdenkmal zu befestigen, damit ein Kran aufgestellt werden kann“, kündigt Kester an.
Laut Gerüchten solle der Weihnachtsmarkt aus der Wasserburg in den Kurpark verlegt werden. „Ein Baum, ein Busch und ein gestifteter Rosenstock am Lehr-Pfad fielen der Eisbahn zum Opfer, viele Bäume dem neuen Parkplatz“, ärgern sich Werner Neuss und Helmut Lehr. Eine Rotbuche wurde ebenfalls beschädigt. In den Mulden der Kran-Aufstellflächen steht Regenwasser. „Der Schaden im diesem Herzstück des Kurparks ist viel größer als der Nutzen durch jedes Event.“
Die Gruppe will alle weiteren Maßnahmen der Stadt kritisch begleiten und alles tun, um eine weitere Vernichtung des Kurparks zu verhindern. Die fünf Kritiker sind der Meinung: „Ohne Kurpark wäre Bad Vilbel nicht mehr ,Bad’.“