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Bühne statt Barren

Zukunftsvisionen: Schulleiterin Claudia Kamm und Architekt Christopher Glanz können sich die neue Aula anhand der Pläne schon gut vorstellen. Jetzt muss der Wetteraukreis aber noch mitziehen, dann könnte alles klappen. Fotos: Deul
Zukunftsvisionen: Schulleiterin Claudia Kamm und Architekt Christopher Glanz können sich die neue Aula anhand der Pläne schon gut vorstellen. Jetzt muss der Wetteraukreis aber noch mitziehen, dann könnte alles klappen. Fotos: Deul

Der langgehegte Wunsch einer der größten Wetterauer Schulen, des Georg-Büchner-Gymnasiums (GBG), nach einer Aula scheint näherzurücken. Ein Architekt erklärt, wie sich die zum Abriss bestimmte alte Turnhalle kostengünstig in einen Veranstaltungsaal verwandeln ließe. Doch die Zeit drängt, um die Substanz des Gebäudes zu erhalten.

Bad Vilbel. Es war nur eine Frage, die GBG-Schulleiterin Claudia Kamm den Elternbeiräten stellte: Wer kennt einen Architekten, der Rat weiß, was ein Aula-Neubau kostet? Seit Jahren ist es nicht nur in den Klassenräumen eng, auch für Veranstaltungen fehlt ein Ort.

Ursprünglich hatte man gedacht, das neue Gebäude auf die Wiese neben den „Musentempel“ setzen zu können. Doch dann kam Kamm ins Gespräch mit Christopher Glanz, dessen Sohn die elfte Klasse besucht. Glanz kennt sich als bauleitender Architekt mit der Materie gut aus – und schlug vor, die seit drei Jahren leerstehende Turnhalle umzubauen, die eigentlich abgerissen werden sollte.

Knackpunkt

Der Architekt machte sich ehrenamtlich an die Arbeit, entwarf einen konkreten Plan zur Umgestaltung und erläuterte die Vorzüge dieser Variante. Schon wegen der Schonung der natürlichen Ressourcen und Müllvermeidung sei es fragwürdig, ein bestehendes Gebäude für 280 000 Euro abzureißen und dann die Freifläche neu zu gestalten. Dieses Geld hat der Wetteraukreis als Schulträger bereits in den Haushalt eingestellt. Auf der frei werdenden Fläche solle ein Kleinspielfeld entstehen. Nach Glanz’ Plan könnte unter Beibehaltung der 2002 erneuerten Haustechnik die Turnhalle mit Nebennutzflächen von insgesamt über 900 Quadratmetern für eine Million Euro in eine Aula mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten umgebaut werden. Ein vergleichbarer Neubau einer Aula – ohne Nebennutzflächen – für etwa 430 Personen mit rund 700 Quadratmetern Bruttogeschossfläche würde mindestens 1, 5 bis 1,7 Millionen Euro kosten, kalkuliert er. Baurecht wäre vorhanden, weil das Bestandsgebäude nur saniert wird. Der Bauantrag für die Umnutzung in eine Aula könnte schneller genehmigt werden als ein Neubau. Die Turnhalle ist 1968 mit der Schule entstanden. Vor drei Jahren musste dort wegen der Raumnot sogar ein Klassenraum einziehen. Stillgelegt wurde sie wegen Wasserschäden, die in den Geräteraum eindrangen. Der Schulsport findet jetzt in der neuen Dreifeldhalle statt. Bei einer Besichtigung der alten Halle mit Glanz und Kamm gibt es Entwarnung. Nicht das Hauptdach hat Schaden genommen, sondern nur das über den Nebenräumen. Nur an einer Stelle sieht man Pfützen, die aus der Decke über dem Abstellraum kommen. Doch, so betont Glanz, die Substanz aus Stahlbeton leide nicht unter der Feuchtigkeit. Die Turnhalle macht einen guten Eindruck, Taue hängen an der Wand, die Umkleiden sind noch zu sehen, ein bunt bemalter Raum und ein Loch in einer Fensterscheibe. Allerdings gibt es ein gravierendes Problem: die Stahlträger. Es gibt Bedenken, deren Statik habe gelitten.

Schulleiterin Kamm hat bereits die Zusicherung von Schuldezernent Helmut Betschel-Pflügel (Grüne), dass eine Überprüfung des Gebäudes stattfinden soll. Einen weiteren Einwand will Architekt Glanz gleich entkräften: nämlich, dass das alte Gebäude nicht in das Kreis-Konzept der Energieeffizienz passe. Jedes Gebäude könne mit einem Wärmedämmverbundsystem und neuen Fenstern ausreichend ertüchtigt werden.

Betrieb bis 2016?

Sofern die Statik es zulasse, könne die Aula in drei Jahren Schritt für Schritt in den Schulferien eingerichtet werden, meint Glanz. Für die ersparten Abrisskosten sei schon die Dachsanierung finanzierbar, die nächsten Etappen wären dann Wärmedämmung und zum Schluss der Innenausbau. So gebe es die Möglichkeit, die Aula mit Beginn des Schuljahres 2016/17 in Betrieb zu nehmen. In der Halle sei außer einem Anstrich und neuen Böden wenig zu tun.

Denn, so Glanz, der Zuschnitt aller Räumlichkeiten bliebe erhalten. Nur ein zusätzlicher Flucht-Ausgang soll entstehen. Die bisherigen Umkleiden und Duschen würden dann zu Proberäumen für Theater- und Musik-AG, und zum Lager etwa für den schuleigenen Zirkus Krawumm. Aber auch die Stadt, Vereine und Kulturveranstalter hätten die Möglichkeit, die Aula für Veranstaltungen zu nutzen, ohne dass der Schulbetrieb davon betroffen wäre, hofft Glanz im Hinblick auch auf finanzielle Unterstützung. Der Schulhof wäre leicht mit einem neuen Schiebetor zwischen dem Schulgebäude am Riedweg und der Turnhalle abtrennbar. Doch zuvor möchte Schulleiterin Kamm ein baldiges Gespräch mit dem Kreis führen, um die Vorzüge der schon sehr konkreten, ehrenamtlich eingebrachten Pläne vorzustellen.