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Party in Rendel

Ein gelungener Auftakt ins Jubiläumsjahr! Die Chorge- meinschaft Rendel hatte für Sonntag zur Geburtstagsparty in den Dorftreff geladen, und alle waren gekommen. So hatte es den Anschein, denn es wurde rappelvoll im Saal.

Karben. „Vor so vielen Leuten zu singen, macht richtig Spaß“, freute sich Vorsitzender Dieter Wierz nach den Gesangseinlagen der Rendeler Chöre, bevor er das reichhaltig gedeckte Kuchenbüffet eröffnete. Highlight war hier eine spezielle Geburtstagstorte, die zuckersüß verziert, an den 150. Geburtstag der Chortradition in Rendel erinnerte.

Mit leichter Verzögerung, weil erst noch etliche Dutzend Stühle herbeigeschafft werden mussten ob der vielen Geburtstagsgäste, startete Dieter Wierz die Party und erinnerte nur mit wenigen Zahlen an die Historie. Denn weil sich im Jahre 1864 einige Rendeler zu einem Männerchor zusammengeschlossen hatten, kann heuer gefeiert werden. 1875 gründete sich noch der Chor „Liederkranz“. Beide Chöre fusionierten im Jahr 1957 zur Chorgemeinschaft, die 1994 um einen neu gegründeten Frauenchor erweitert wurde.

Die Chorgemeinschaft besteht im Jubiläumsjahr aus einem Männerchor und einem gemischten Chor mit insgesamt rund 35 Sängerinnen und Sängern, der Verein zählt etwa 100 Mitglieder.

Unter den „Haudegen und Altvorderen“, wie Wierz langjährige und verdiente Sänger aufzählte, etwa Walter Seipel, der über drei Jahrzehnte Vize-Vorsitzender, Vize-Dirigent und als Solist wirkte, habe Ottmar Lenz, einst selbst langjähriger Vorsitzender, ein Alleinstellungsmerkmal: „Ottmar singt in dritter Generation im Rendeler Chor, das kann sonst keiner hier beanspruchen!“

Fackel des Gesangs

Als Festredner sprang Dirigent Hubert-Thorwald Reuter in die Bresche, weil der vorgesehene wegen Krankheit abgesagt hatte. Unter dem Motto „Tradition bewahren, Zukunft gestalten“ erinnerte Reuter an die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse der Chorgründung – eine Zeit, in der im Nachklang der 1848-er Revolution sich die Menschen organisierten, im Politischen wie in der Freizeitgestaltung. 1877 etwa gründete sich der Deutsche Arbeiter-Sängerbund. Mit dem Feuer der Leidenschaft wurden die Fackeln des Chorgesangs nicht nur in Rendel bis in die Gegenwart getragen, denn im Deutschen Sängerbund seien gegenwärtig rund 1,8 Millionen Laiensängerinnen und -sänger aus Chören organisiert, dem größten Chorverband weltweit.

Reuter fand aber auch mahnende Worte, denn in der Blütezeit der Männerchöre bis in die 80er Jahre hinein, seien die Weichen für die Zukunft falsch gestellt worden. Viele Chöre hätten deswegen Nachwuchssorgen.

Er, der die Rendeler Chöre seit August 2013 leitet, sei ein Verfechter traditioneller Chormusik, der das Repertoire um zeitgenössische Strömungen erweitere. Den Beweis, dass Chormusik Spaß mache, traten die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft selbst an, indem sie von „A lieta vita“ von Giovanni Gastoldi über „Abendfrieden“ von Franz Schubert bis hin zu einem Afrika-Medley die Vielfalt der Chormusik darboten. Dafür gab’s dann tosenden Beifall seitens der Geburtstagsgäste.

Wer mitsingen möchte, ist willkommen. Geprobt wird dienstags im ev. Gemeindehaus – der gemischte Chor von 18.45 bis 20 Uhr, der Männerchor von 20.15 bis 22 Uhr.