Karben bereitet sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen zum Stichtag 1. Januar vor. Die Stadt hat Wohnungen angemietet, und Ehrenamtliche werden sich um die Betreuung kümmern. Es hat sich ein Arbeitskreis Flüchtlinge gebildet, der ein Konzept erarbeitet.
Karben. Ein Dach über dem Kopf, eine warme Wohnung und etwas Geld zum Einkaufen werden die Menschen haben, die bald in Karben erwartet werden. Darauf ist die Stadt vorbereitet. Mit Hochdruck arbeiten Handwerker in den fünf angemieteten Wohneinheiten. „Wir rechnen mit etwa 20 Personen zu Jahresanfang“, sagt Ekkehart Böing von der Stadt Karben.
Aber die Menschen, die nach traumatischen Erfahrungen in Bürgerkriegsländern in Deutschland angekommen sind, brauchen mehr als nur eine Unterkunft. „Die meisten sprechen kein Deutsch, vielleicht etwas Englisch. Sie können sich nicht erklären und sind auf Betreuung und Begleitung angewiesen“, sagt Jetty Sabandar.
Gruppe in Gedern
Die Vorsitzende des Karbener Ausländerbeirates kennt sich aus. Sie ist schon jetzt in die Flüchtlingsbetreuung eingebunden, die der Wetteraukreis zurzeit einer Gruppe von Flüchtlingen in Gedern angedeihen lässt. Bis Weihnachten können sie dort in dem Feriendorf bleiben, dann werden sie auf Kommunen im Wetteraukreis verteilt.
Jetty Sabandar gehört zum Arbeitskreis Flüchtlinge, der sich Anfang Dezember in Karben gebildet hat. Zusammen mit Gerhild Brüning (Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis) und Raif Toma (CDU-Stadtverordneter, gebürtig aus Syrien) grübelt sie darüber, welche Aufgaben die Ehrenamtlichen übernehmen könnten – und was die Stadt tun muss. Gebildet hat sich die dreiköpfige Arbeitseinheit in dem „Arbeitskreis Flüchtlinge“, das sich wiederum aus dem Bündnis „Offenes Karben“ zusammenfand.
Das Bündnis „Offenes Karben“ ist ein breiter Zusammenschluss von Bürgern und Vereinen, der sich seit Sommer dieses Jahres parteiübergreifend für Demokratie und Toleranz einsetzt. „Die Unterstützung aus dem Bündnis ist groß, und wir werden dort das Konzept vorstellen und absegnen lassen“, sagt Gerhild Brüning. Auch wenn noch am Konzept gearbeitet werde, seien die Eckpunkte klar.
Erstens die Betreuung und Begleitung der Flüchtlinge durch ehrenamtliche Paten. Zweitens die Vermittlung von interkultureller Kompetenz und eine Schulung der Paten für die Begleitung und Betreuung von Flüchtlingen. Drittens die Öffentlichkeitsarbeit und damit die Frage, wie unter Karbens Bürgern um Verständnis und Unterstützung für die Flüchtlinge geworben werden könne. Viertens die klare Trennung zwischen den Aufgaben der Kommune und denen, die der ehrenamtliche „Arbeitskreis Flüchtlinge“ übernehmen kann.
Paten für Begleitung
Sehr hilfreich ist, dass die in Karben ankommenden Menschen sofort die bereits existierenden Beratungsstellen in Anspruch nehmen könnten. Der Deutsch-Ausländische Freundschaftskreis bietet Sprechstunden an, der Ausländerbeirat und auch die Kirchengemeinden sind Ansprechpartner. „Pfarrer Giesler und Pfarrer Schulz werden bei der nächsten Sitzung unserer Arbeitseinheit dabei sein“, sagt Brüning. Sie ist froh, über die breite Unterstützung in Karben.
Wann genau die ersten Flüchtlinge in Karben eintreffen werden und aus welchen Ländern sie stammen, weiß bislang weder die Stadt noch der Arbeitskreis Flüchtlinge. Aber es gibt Erfahrungswerte. Bislang kommt die zahlenmäßig größte Gruppe aus den Bürgerkriegsgebieten in Syrien, Somalia und Afghanistan, es sind Männer und Frauen, Einzelpersonen und Familien. Viele Flüchtlinge kommen auch aus Äthiopien und Eritrea.
Ob sie jedoch bereits Anfang 2014 in Karben eine neue Heimat finden, scheint unklar. Zumindest sagten Nora Zado, Philipp von Leonhardi und Hartmut Polzer vom Bündnis „Offenes Karben“ kurzfristig ein geplantes Treffen des Arbeitskreises ab – weil inzwischen „davon auszugehen ist, dass vor Februar 2014 keine Flüchtlinge in Karben eintreffen werden“. Daher soll das nächste Treffen erst im Januar sein.
„Wir werden versuchen, aus unseren Reihen ehrenamtliche Paten für die Flüchtlingsbetreuung zu gewinnen“, betont unterdessen Gerhild Brüning – und ist optimistisch, dass das gelingen werde.
Von einer schwierigen, aber unbedingt notwendigen Aufgabe spricht Sabandar. Sie hat in Gedern erlebt, dass Flüchtlinge über Schmerzen klagten, aber sich kaum verständlich machen konnten. Dann müsse schnell ein Krankenhausbesuch organisiert werden. In Karben sei es viel einfacher, das Sprachenproblem zu lösen, denn in der Datenbank von DAF und Ausländerbeirat seien ehrenamtliche Übersetzer aufgelistet. Ein Ziel hat der Arbeitskreis schon jetzt vor Augen: „Wir wollen eine kontinuierliche Hilfeleistung für die Flüchtlinge aufbauen“, erklärt Brüning.
Mehr Informationen gibt es unter www.offenes-karben.de im Internet sowie bei der DAF Karben, Telefon (06039) 6742