Der Park+Ride-Parkplatz am Bahnhof Groß-Karben ist chronisch überbelastet. Deshalb dürfte die Stadt bald reagieren und wohl die Nutzer zur Kasse bitten. Bloß: Niemand in der Stadtpolitik traut sich bisher, dies auf den Weg zu bringen.
Karben. Mit dem Auto zum Bahnhof Groß-Karben, dort kostenlos parken und dann mit der S-Bahn nach Frankfurt oder Friedberg fahren: Diese bequeme Reisemöglichkeit wählen jeden Tag hunderte Pendler. Die beiden Park+Ride-Parkplätze (P+R) nördlich und östlich des Bahnhofs sind stets gut gefüllt. So gut, dass manch einer schon auf den benachbarten Selzerbrunnencenter-Parkplatz auswich. Was schnell so populär wurde, dass die Centerbetreiber Anfang 2013 Höchstparkdauer und Parkscheibenpflicht einführten.
Das Problem der Überfüllung auf dem P+R-Parkplatz löste das nicht. Und auch die Stadtpolitiker scheuten bislang vor einer Lösung des Problems zurück.
Ein Jahr ist es inzwischen her, dass die Stadtverordneten auf SPD-Antrag hin einstimmig die Regierung von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) beauftragten, nach Lösungen zu suchen. Die legte Rahn dem Parlament gut drei Monate später vor: Für 400000 Euro könne die Stadt 100 Parkplätze neu bauen. Zieht man mögliche Fördergelder ab, blieben immer noch 100000 Euro an der Stadt hängen.
Oder sie könnte einfach Parkgebühren kassieren: Das würde womöglich den einen oder anderen Autofahrer dezent dazu drängen, mit dem Stadtbus zum Bahnhof zu fahren. Das wäre gut für den Stadtbus und nehme zudem Parkdruck am Bahnhof weg. Denn mehr Parkplätze am Bahnhof schwächten vielleicht das Bus-Angebot, warnte Rahn – was die Stadt nicht wolle.
Politik schweigt lieber
So viel Geld ausgeben für neue Parkplätze, „das sollten wir gut überlegen, ob wir das machen“, mahnte SPD-Stadtverordnete und -Parteichefin Christel Zobeley im April. Der Bürgermeister machte „seinen“ Stadtverordneten klar: Die Entscheidung ist eure Sache. Für den Haushalt 2014 habe er um Rückmeldungen deswegen gebeten, sagt Rahn heute. Den Entwurf des Zahlenwerks will er am 13. Dezember dem Parlament vorlegen. Doch: „Von keinem kam eine Rückmeldung“, sagt der Bürgermeister.
Die SPD will nun wissen, was denn Rahns Regierung gegen die Parkplatznot unternommen habe. „In der Zwischenzeit wurden weder erkennbar Maßnahmen realisiert, noch ist eine Entspannung der Parkplatzsituation eingetreten“, sagt SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Deshalb fordere seine Fraktion konkrete Lösungsmöglichkeiten. Denn es häuften sich Tage, an denen schon morgens keine Parkplätze mehr frei seien, Autos wild geparkt würden.
Im Rathaus sorgt die Nachfrage für Unverständnis: Die Grunddaten seien unverändert, seit er sie im Frühjahr mitgeteilt habe, sagt Rahn. Inzwischen habe der Magistrat noch die Kosten für Parkscheinautomaten kalkuliert – und sie als finanzierbar akzeptiert.
Auch habe es eine Umfrage unter den Nutzern gegeben. Die ergab, dass zu 70 Prozent der Karbener das P+R-Angebot nutzen. „Obwohl alle 30 Minuten ein Bus fährt“, so Rahn. „Da stellt sich die Frage: Warum fahren die Leute nicht mit dem Bus?“ Eine Entscheidung müsse nun die Politik im Parlament treffen und sich für eine der Lösungen entscheiden. (den)