Gemeinsam haben christliche, muslimische, hinduistische und jüdische Religionsgemeinschaften in Karben an die Flüchtlinge in aller Welt gedacht. Eingeladen zu der interreligiösen Andacht am Tag des Flüchtlings hatten der Deutsch-Ausländische Freundschaftskreis (DAF) und der Ausländerbeirat.
Karben. Es ist eine sehr stille, aber umso nachdrücklichere Feier, zu der sich über 100 Karbener BürgerInnen im katholischen Gemeindehaus Sankt Bonifatius in Klein-Karben eingefunden haben. Kerzen erleuchten den Raum und eine Weltkarte an der Wand weist darauf hin, dass an die Menschen auf der Flucht gedacht werden sollte. Oder die in Deutschland leben, im Wetteraukreis und in Karben, weil sie eine sichere Zuflucht brauchen.
„Wir sehen täglich die Bilder von Gewalt und Vertreibung im Fernsehen und in der Zeitung. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Ihre Lebensgrundlagen sind zerstört, sie sind traumatisiert und sie haben Gewalt und Vertreibung erlebt.“ Mit diesen Worten beschreibt Gerhild Brüning vom DAF die Situation von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.
Besonders schwer ist es für Kinder und Jugendliche, die alleine und ohne den Schutz von Eltern und Verwandten sind. Von Dembar, einem Jugendlichen aus Gambia, der heute in einer Wohngruppe der Arbeiterwohlfahrt Karben (Awo) lebt, erzählt seine Betreuerin Maria Lüning. Dembar war zehn Jahre alt, Vollwaise und in Obhut seines Onkels, als er dessen Verhaftung und Verschleppung in die Foltergefängnisse seiner gambischen Heimat erleben musste.
Gefoltert und bedroht
Auch Dembar wurde mit Folter eingeschüchtert und bedroht, er floh über den Senegal und Marokko nach Spanien. Als Straßenkind schlug er sich durch, bis er Hilfe fand und nach Deutschland kam, in ein Kinderheim. Jetzt hat er seine Ausbildung als Altenpfleger abgeschlossen, aber obwohl er schon so viele Jahre in Deutschland lebt, fühlt er sich als „geduldeter Flüchtling“ nicht sicher.
„Er hat Angst, dass er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgeschoben werden könnte“, sagt Lüning. Die Sozialarbeiterin betreut die Awo-Wohngruppe, in der Jugendliche aus Afghanistan, Kamerun und Gambia, Äthiopien, Eritrea und anderen Ländern eine Zuflucht gefunden haben.
Pfarrer Bernd Schirmer von der Gemeinde St. Bonifatius gedenkt in einer Fürbitte der Menschen in Not. Zur Meditation lädt Quoc-Phong Phan von der buddhistischen Gemeinde Bad Vilbel ein. In ihren Heimatsprachen tragen Mitglieder des Marokkanischen-Deutschen Kulturvereins, der Ahmadiyya-Gemeinde und Bahai-Gemeinde ihre Gebete vor. Die evangelischen Pfarrer Konrad Schulz und Michael Neugber leisten einen musikalischen Beitrag.
Beten für die Syrer
„Den Fremdling sollt ihr nicht bedrücken“ , mahnt Kantorin Leah Frey-Rabine von der Synagogengemeinschaft Frankfurt. Zwischen den Gebeten musizieren Jutta Claar und Margarethe Rauscher. Pfarrer Schirmer lädt dazu ein, vorzutreten, Kerzen anzuzünden und Fürbitten auszusprechen. „Ich bete für die syrischen Flüchtlinge, die darauf warten, in ein freies Land aufgenommen zu werden“, sagt jemand. Frieden in der Welt und Hoffnung für die Flüchtlinge wünschen sich andere.
Pfarrer Schirmer beschließt die Andacht mit dem Kanon „Ubicaritas“ und dem Gebet „Wir wollen friedlich zusammenleben in unserem Land, Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe, Kultur und Sprache“. Die interreligiöse Andacht am „Tag des Flüchtlings“ finde immer größeren Zuspruch und sei zu einem Brückenschlag zwischen den Menschen und Kulturen geworden, sagt Jetty Sabandar, Vorsitzende des Ausländerbeirates.