Chinesische Investoren wollten im Bad Vilbeler Industriegebiet „Quellenpark“ ein Handelszentrum bauen. Hauptakteur als Investor auf chinesischer Seite war Lu Changqing, Vorstandschef des Pekinger Mischkonzerns Zhongqi Investment Group. Den „Chinapark“, das auf einer Fläche von 200 000 Quadratmetern geplante Großhandelszentrum für chinesische Waren, wird es allen Anzeichen nach nicht geben. Das bestätigte Ehrenstadtrat Klaus Minkel auf Anfrage des „Bad Vilbeler Anzeigers“ am Dienstagvormittag.
Bad Vilbel. Lu Changqing hatte sich das Vorkaufsrecht für die Flächen im „Quellenpark“ beziehungsweise „Im Schleid“ – Kaufpreis: 93,8 Millionen Euro – gesichert. Vertragspartner ist Lus in der Friedberger Straße gemeldete Firma BCT International Investment, die er mit Geschäftspartner Shuping Huang führt.
Bis zum 30. September jedoch hätte er sich entscheiden müssen, ob der Kauf der Fläche zu den festgeschriebenen Konditionen vorgenommen wird oder nicht. Die Würfel scheinen jetzt aber schon vor dem Stichtag gefallen zu sein. „Wir haben das Signal erhalten, dass eine Fristverlängerung zur Vertragsannahme über den 30. September hinaus gewünscht wird. Das Angebot der Stadt ist aber so konstruiert, dass es mit der Befristung erlischt, wenn es nicht angenommen wird“, erklärte Klaus Minkel. Das bedeutet, dass ab dem 1. Oktober die Stadt „wieder frei über die Grundstücke verfügen kann“. Das werde sie auch tun und „die inzwischen vorliegenden deutschen Interessenbekundungen auswerten“, betonte Minkel. Durch die Publizität des Projektes sei bei deutschen Interessenten die Wertigkeit des Quellenparkareals ins Bewusstsein gerückt. „Wir hatten eine unbezahlbare Reklame für den städtischen Grundbesitz samt seiner hervorragenden, leistungsfähigen Verkehrserschließung“, bilanziert Minkel.
Die Stadt Bad Vilbel hat dieses komplizierte „Geschäft“ mit größter Sorgfalt vorbereitet und, wie Minkel hervorhebt „nie einen Zweifel daran gelassen, dass das Projekt erst mit Kaufpreiszahlung gelaufen ist. Viele haben sich also unnütz aufgeregt oder sind widerlegt, als sie unterstellten, die Stadt mache sich von dem Chinaprojekt abhängig oder gefährde gar ihr Vermögen“, stellte er klar.
Unabhängig vom Ausgang des Projektes habe es jedoch „viele menschlich wertvolle Kontakte mit Chinesen gegeben, insbesondere auch mit Herrn Lu“, hält Minkel fest. Der Fehlschlag des Projektes ändere auch nichts an der Tatsache, dass China und die Chinesen über enorme Fähigkeiten verfügen. „Deshalb ist die Tür für China und die Chinesen nicht für immer und ewig zu. Allerdings verkleinern sich durch die anderweitige Verfügung über die Grundstücke die Ansatzpunkte für eine Zusammenarbeit“, fasste Klaus Minkel den Sachverhalt zusammen.
Wäre es zu dem Kauf gekommen, wäre Bad Vilbel hinsichtlich der Kämmereischulden auf einen Schlag schuldenfrei gewesen. Dazu ist es nicht gekommen. Jetzt muss sich die Stadt nach neuen Interessenten umsehen. Dazu Klaus Minkel: „Ich habe immer gesagt, wir haben einen Plan B. Und der kommt jetzt auf den Tisch“. Es sei zwar noch zu früh, um schon konkrete Namen von Interessenten zu nennen, so Minkel gegenüber dieser Zeitung, aber so viel könne er schon sagen: Es sind „gute Namen, solvente deutsche Interessenten!“